Review
von Leimbacher-Mario
Paartherapie auf Pilzen
Ein Liebespaar fährt in das soeben geerbte Haus der gerade verstobenen Mutter. Nie ein allzu beruhigender Ansatz für die Figuren in einem Genrefilm. Erst recht nicht, wenn beide eh schon mit eigenen Dämonen und Traumata aus ihren Kindheiten kämpfen. Diese gerne mit Rollenspielen herauskitzeln. Und an diesem Wochenende auch noch Pilze einschmeissen. Viele falsche Entscheidungen also, die zu einer ganz besonderen Form von Paartherapie und Charakterentwicklung führen…
Spätestens seit dem grandiosen Geheimtipp „Dinner In America“ hat Kyle Gallner ein Stein bei mir im Brett. Wirklich ein sehr sympathischer, authentischer Schauspieler mit Wiedererkennungswert. In dem Psychodramagrusler „Mother, May I?“ muss er aber eher die zweite Geige spielen, während seine Filmpartnerin gleichzeitig die beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben spielt und glasklar noch mehr beeindruckt als er. Beide zusammen ein gutes Duo, das dieses abgedunkelte Drama für mich vor einem Totalausfall rettet. „Mother, May I?“ entwickelt nämlich zu wenig Sog und ist für meinen Geschmack viel zu wenig Genre, selbst wenn ich die Figuren mag und nachvollziehen kann. Dennoch hätte etwas mehr Eskalation nicht geschadet. Ganz und gar nicht. Weit über 90 Minuten nahezu nur die charakterlichen Ebenen und Psychosen beider Charaktere gegeneinander auszuspielen reicht nur sehr bedingt für meinen Geschmack. Die ein oder andere Silhoutte erahnt man im Schatten. Eine Szene im Keller geht am ehesten Richtung Horror. Doch im Grunde ist das Drama, Kammerspiel, Paartherapie ohne Höhepunkte und weitestgehend ohne unterhaltsame Spielereien. Daher: mittelprächtig!
Fazit: Mutterkomplex trifft Beziehungsprobe. Beide Hauptdarsteller sind toll. Die Idee hat viele reizende, psychologische Ansätze. Aber das Ergebnis gleicht eingeschlafen Füßen unter einer gemeinsamen Decke.