Als er sich 1962 mit einer Tasche voller Geld am Pariser Flughafen ins Ausland absetzen will, stellt dies einen ersten Höhepunkt im Leben des spanischen Anarchisten Luis Urtuba (Juan José Ballesta) dar, der sich zusammen mit seiner Freundin Anna (Liah O'Prey) mittels eines spektakulären Einfalls der drohenden Festnahme durch die französische Polizei entziehen will.
Doch wie kam es zu dieser Situation, in die der jahrelang äußerlich unauffällig als Maurer arbeitende Spanier dort geriet? Schon als Jugendlicher hatte Luis versucht, eine Bank auszurauben - damals mit dem edlen Motiv, schmerzstillende Medikamente für seinen schwerkranken Vater kaufen zu können. Das Unterfangen mißlang gründlich, doch Jahre später, als der junge Mann wie schon zuvor seine Schwester nach Paris gezogen war, erinnert er sich wieder dieser Begebenheit: doch diesmal stellt er sich schlauer an. Befeuert durch den Kontakt zu örtlichen Anarchisten folgen diverse erfolgreiche Banküberfälle, durch die der genügsam auftretende Luis in der Achtung seiner Mittäter steigt - auch die ermittelnde französische Polizei kann ihm trotz dringendem Tatverdacht nichts nachweisen.
Internationale Kreise zieht dann aber sein größter Coup, der Fälschung von Schecks der amerikanischen Citibank. Durch zeitlich akkordiertes Einlösen der handwerklich hervorragend ausgeführten Falsifikate entstand dem US-Unternehmen ein Millionenschaden, den es aber aus Prestigegründen nicht öffentlich eingestehen konnte, ohne das Vertrauen seiner Kunden massivst zu untergraben...
Das Biopic Ein Mann der Tat beleuchtet in unterhaltsamer Form das Leben des baskischen Anarchisten Lucio Urtubia Jiménez (1931 - 2020), der mit bescheidenen, unspektakulären Mitteln in den 1960er und 70er Jahren als Bankräuber und genialer Fälscher von sich reden machte. Urtuba, der statt roher Gewalt auf Köpfchen setzte, erkannte in den seinerzeit neu eingeführten Reiseschecks sofort ein Riesen-Potential, erhebliche Summen Geld auf verhältnismäßig einfache Weise zu ergaunern. So ist diese Netflix-Produktion dann auch eher ein familienfreundlich abgedrehtes Heist-Movie, das den Zuschauer durch diverse zeitgenössische Details wie Autos, Klamotten und Haartracht überzeugt, dessen Handlung aber wenig Spektakuläres zu bieten hat.
Der Film verzichtet fast gänzlich auf politische Parolen, die Hinwendung des Hauptdarstellers zum Anarchismus erfolgt über wenige Halbsätze und erschöpft sich in der Feststellung, daß die gedrittelte Beute (ein Teil für "die Bewegung", ein Teil für in Not geratene Kameraden und nur das letzte Drittel für den Bankräuber selbst) nie der persönlichen Bereicherung dient. Ein kurzes konspiratives Treffen mit Che Guavara auf einer Toilette geht dabei schon beinahe unter. Auch pflegt Urtuba zu keiner Zeit einen aufwändigen Lebensstil, sondern arbeitet - schon aus Gründen der Tarnung - immer weiter als Maurer, der Ziegelsteine aufschlichtet. Während seine Freundin rollentechnisch eher blaß bleibt, entwickelt sich im Lauf der Zeit ein von einem gewissen Respekt geprägtes Verhältnis zum ermittelnden Kommissar, der zwar ganz genau weiß, daß Urtuba für die Fälschungen verantwortlich ist, diesen aber nicht festnageln kann. Auf der anderen Seite muß sich jener Kommissar der allzu hitzigen Citibank-Manager erwehren, die hinsichtlich des Verdächtigen ein deutlich härteres Vorgehen einmahnen.
Die erwähnte Eingangsszene am Flughafen, in der Filmmitte dann noch einmal ausführlich wiederholt, führt zwar zur Festnahme Urtubas, doch lange bleibt dieser nicht im Gefängnis, und kaum wieder in Freiheit, bastelt er schon am nächsten Coup, wobei die Filmfigur Urteba jedoch stets bescheiden bleibt und meilenweit entfernt vom Glamour eines David Niven oder dem Draufgängertum eines Belmondo entfernt agiert.
Fazit: ein Biopic ohne Tiefgang, das problemlos konsumierbar ist, durchschnittlich unterhält, darüber hinaus aber keinerlei Spuren hinsichtlich Filmhandlung oder Darstellern hinterläßt. 5 Punkte.