Die Rückkehr von Michael Oblowitz in die 'Öffentlichkeit', Oblowitz (der auch den Soundtrack beisteuert, das Liedgut, geschrieben und vokal, der Film ist seinem jüngst verstorbenen Bruder Jonathan gewidmet) hat sich vor zwei Dekaden etwa einen Namen mit bestimmten Filmen (The Foreigner – Der Fremde, 2003, sowie Out for a Kill: Tong Tatoos – Das Tor zur Hölle, ebenso 2003) bei einer bestimmten Klientel gemacht; diese paar Zuschauer sind zahlenmäßig noch gesunken, sie sind weiser geworden und wie die dortigen Stars älter, sie haben andere Prioritäten entdeckt oder dem Genre in dieser Art und Weise die kalte Schulter gezeigt, den Rücken zugekehrt. Der Regisseur übt hier noch oder wieder, auf jeden guten Einfall kommen mehrere seltsame, es geht vom Krieg zum Krieg auf der Straße, es ist New York in der Mitte der Neunziger, wird aber wie eine Graphic Novel angeleiert und auch mit Voice Over so erzählt:
New York, 1995. Detective Michael 'Mike' Thornton [ Nick Stahl ] und Detective Thomas Moran [ Dominic Purcell ] haben schon im Golfkrieg zusammen gedient und sich ihre Brötchen mit dem Kampf an vorderster Front verdient, nun sind beide Polizisten unter der direkten Aufsicht von Sergeant Jenny Sullivan [ Meadow Williams ] und der Führung von Lieutenant Kevin Hickey [ Mel Gibson ]. Als Moran einen Bauchtumor diagnostiziert bekommt, beschliesst er angesichts der finanziellen Vorteile des Sterbens im Dienst (komplette Pension, Unterstützung der Familie etc.) eine Art Suizid durch Hilfe ihres Informanten Carlos [ Erik Valdez ], der selber schwer erkrankt und gegen Geld als Ausgleich zustimmt. Allerdings ist bereits Detective William Learner [ Russell Richardson ] von der Internen hinter den beiden Cops hinterher.
Es ist die Geschichte von Gut und Böse, von Gut gegen Böse, von den Graustufen, von der Moral und dem Gesetz, vom Recht und von der Ordnung, was würde man selber machen und wie würde man es bewerten? Es blitzt und donnert während diesen Fragen, während der Einleitung, die Kamera steht schief. Das Ganze ist durchgängig (bis auf einige Szene gegen Ende, nach der Rückblende) in einem kränklichen Gelbton eingefangen, mit ein wenig blassen Grün drin, wie zu lange im Chlor konserviert; eine Razzia im Hinterhof, ein Verhör, ein erstes einleitendes Gespräch. Durchsuchungsbefehle gibt es nicht, nur der Tipp eines Informanten, und man stößt auch noch auf etwas Größeres, einen Cop-Killer nämlich.
Die Personen sind alle am Ende, der Film ist am Beginnen, es wird fleißig verbalisiert und fabuliert, jeder hat etwas zu erzählen. Der Eine hat eine Familie, aber Blut im Urin, und noch schwerwiegende Probleme, der Andere hat den braunen Fusel und eine Stripperin, die nur für ihn tanzt, aber nur für Geld und nicht zu ihm nach Hause geht. Es wird sich gewühlt im Elend, dann kommt der Clou, dann kommt die Prämisse, die Variante vom Short Time - Nichts als Ärger mit dem Kamikaze-Cop (1990), hier nur ohne Humor, und ohne Action. Dafür ist man ordentlich abgewirtschaftet, es gibt Szenen wie aus der Hood-Trilogie von Albert Pyun aus der Jahrtausendwende (Urban Menace, The Wrecking Crew & Corrupt), es gibt Lens Flares aus den besten EFO-Tagen, Überbleibsel dessen sind hier auch mit Meadow Williams bspw. vorhanden, mit Gibson in seinen Cameo-Auftritten mittlerweile auch, dabei ist die (in New Mexiko gedrehte) Produktion selber von Lionsgate und Grindstone; eine große gemeinsame Mischpoke wahrscheinlich, gut ist das Gebotene jedenfalls nicht.
Also stürmt man im Namen der Pflicht, in the Line of Duty die nächste verrammelte, verranzte Butze, das nächste Rattennest, New York hier nur bestehend aus Drogenlöchern und einem Hafen als Stellplatz für die konspirativen Treffen. Das Polizeirevier besteht aus sechs Leuten, im Höchstfall, wenn alle zusammen Dienst haben, es besteht aus zwei Räumen und einem Treppengang. Szenen wiederholen sich, es gibt Unschärfen in den Bildern, der Alltag ist trüb und ein schlechter Rausch, wie beim Murmeltier, nur dass man nichts lernt und es nicht nach vorne, nicht ins Besser geht. Die Geschichte hat dabei durchaus einige Punkte, die Sinn ergeben und sich als Drama, was man ist, auch weiter entwickeln und von außen und von innen an Zuwachs gewinnen; es gibt Beeinflussbares und Sachen, in die man nicht involviert ist und keine Macht über ausübt, andere Interessen, abweichende Motive. Geschrieben ist das okay, gedreht ist es wie im Theater, eine Schulaufführung, einige der letzten Bruce Willis Filme sahen nach mehr aus und schienen teurer. Actionszenen sind in etwa zwei (?), eine richtige mit Beschuss eines Observierungswagens durch einen Motorradfahrer mit anschließender Verfolgungsjagd einmal ums Eck, der Rest ist mehr einzelne Einstellungen, zusammen addiert und mit einigen ausufernden Zeitlupen zelebriert.