Kaum eine Weihnachtsgeschichte durchlebte so viele Adaptionen wie die von Charles Dickens. Regisseur Stephen Donnelly, der nach „Monster High“ seinen zweiten Animationsfilm vorlegt, hält sich zwar weitgehend an die literarische Vorlage, doch der Zauber, wie er etwa durch die Umsetzung der Muppets hervorging, wird zu keiner Zeit erreicht.
Geldverleiher Scrooge hat speziell zu Weihnachten besonders schlechte Laune. Als er vom Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley heimgesucht wird, deutet dieser die Erscheinung von drei weiteren Geistern an: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ändert Scrooge nicht grundlegend seine Lebenseinstellung, kann das bitter für ihn enden…
Als Vorbild für die neuerliche Variante diente das Musical von 1970, in dem Albert Finney als Hauptfigur brillierte. Ein Großteil der damaligen Songs taucht in leicht abgeänderter Form wieder auf, wobei der Einstieg, der in kunterbunter Weihnachtskulisse jede Menge Kitsch vermuten lässt, jedoch nur häppchenweise untergebracht wird.
Zwar ist die Geschichte einigermaßen kindgerecht verpackt, doch die etwas jüngeren Zuschauer dürften spätestens beim Erscheinen des dritten Geistes ein wenig zusammenzucken, wenn dieser als stumme Totengestalt auch noch einige bissige Trolle mitbringt. Demgegenüber erheitert der Hund der Titelfigur mit einer stets treffsicheren Mimik und sorgt in regelmäßigen Abständen für ein leichtes Schmunzeln, wogegen die menschlichen Akteure markante Eigenheiten vermissen lassen. Speziell die wenigen Damen sind kaum voneinander zu unterscheiden, wogegen die Geister ein paar kreative Einfälle wie eine Wachsfigur einfließen lassen.
Insgesamt ist das Erzähltempo weitgehend flott und trotz einiger schwacher Songs geht dem Treiben nie gänzlich die Luft aus. Allerdings sind bei den deutschen Versionen Abstriche zu machen, da einerseits das Versmaß nicht immer passt und man sich stimmlich zu sehr an der Theatralik einer Rock-Oper orientiert, was zuweilen arg drüber ist. Die gelungene Synchro rund um Stimmen wie Sascha Rotermund, Jürgen Kluckert und Lutz Mackensy können derartige Mankos hingegen locker ausgleichen.
Was dem Ganzen unterm Strich fehlt, ist der Zauber, der Charme, der einigen anderen Umsetzungen innewohnt. Ab und an gibt es zwar emotionale Momente und der finale Akt lässt erfahrungsgemäß nicht kalt, doch wirklich erinnerungswürdige Szenen bleiben nicht haften, da vorliegende Adaption obgleich passabler Animation ein wenig Herz und Seele vermissen lässt.
5,5 von 10