1985: Mehrere Taschen, prall gefüllt mit Kokain, werden aus einem Flugzeug geworfen und verteilen sich in einem Nationalpark in Chattahoochee, Georgia. Der Ober-Gangster Syd schickt seinen Sohn Eddie und dessen Kumpel Daveed los, die die besagte Ware wiederbeschaffen sollen. Was niemand ahnt ist, dass ein großer Schwarzbär zwischenzeitlich eine der Taschen gefunden und sich am Inhalt gütlich getan hat. Zugedröhnt bis unters Dach jagt der Bär daraufhin nicht nur die Drogen-Dealer, sondern auch einige Park-Ranger, arglose Wanderer und die Krankenschwester Sari, die auf der Suche nach ihrer Schule schwänzenden Tochter Dee Dee ist, kreuz und quer durch den Forst... Der Bären-Horror der 70er Jahre à la "Grizzly" und "Die Prophezeiung" feiert mit "Cocaine Bear" mal wieder ein kleines Revival, wenn aber auch nur in Form einer bewusst überzogenen, aber dafür recht blutigen Komödie, die es trotz eines "Basierend auf wahren Begebenheiten"-Claims zu Beginn (der Wahrheitsgehalt der Geschichte beschränkt sich übrigens darauf, dass 1985 ein Bär tatsächlich mal Koks gefressen hat und anschließend tot umgekippt ist!) keinesfalls darauf anlegt, wirklich ernst genommen zu werden... nun ja, wie auch, mit diesem Titel?!? Das Ergebins ist aber doch sehr viel charmanter geraten und nimmt mehr für sich ein, als man es beim Blick auf das Personal vor wie auch hinter der Kamera vermutet hätte: So geht Regisseurin Elizabeth Banks "Cocaine Bear" genau mit dem notwendigen Maß an Augenzwinkern an, das man bei ihrem völlig versemmelten "3 Engel für Charlie"-Reboot noch vermisst hatte, während Darsteller Alden Ehrenreich hier anders als noch in "Solo: A Star Wars Story" nicht gezwungen ist, eine Performance von Harrison Ford nachzuäffen und darum auf einmal auch wesentlich charismatischer agiert. Der Streifen lebt dabei - mal abgesehen von seiner durchen Prämisse - hauptsächlich von seinem Darsteller-Ensemble und den skurril gezeichneten Figuren sowie von einer Handvoll Set-Pieces, durch die inszenatorisch allerdings nicht mit einem Affenzahn gehetzt wird, wie es im modernen Blockbuster-Kino ja allgemein so Usus ist, sondern denen tatsächlich ausreichend Zeit zur Entfaltung gelassen wird und die darum auch so richtig in ihrer Absurdität glänzen dürfen. Trotz 80er-Jahre-Setting reitet "Cocaine Bear" übrigens nicht so hart die angesagte Retro-Welle, wie es manch andere Horror-Comedy in letzter Zeit getan hat... so'n Wald als Drehort sieht heutzutage halt immer noch genauso aus wie vor 40 Jahren. Dass der titelgebende CGI-Bär ganz offensichtlich aus dem Rechner stammt und das Ganze mittels lustiger Reaction-Shots in Richtung eines Live-Action-Cartoons abrundet, war zu erwarten und ist allemal entschuldbar, zumal das allgemeine Erscheinungsbild dadurch glücklicherweise ja auch nicht auf das Level eines billigen Syfy-Fernsehfilmchens runtergezogen wird. Laufzeitmäßig überspannt man den Bogen übrigens nicht und auch in der Ausgestaltung der graphischen Splatter-Momente schießt man trotz Gekröse-Happenings niemals übers Ziel hinaus, weswegen sich "Cocaine Bear" im Gegensatz zu so manchem bewusst auf Trash gemachten Streifen à la TROMA und The Asylum (die bei DEM Inhalt ja allemal auch drin sind... watch out for "Methgator" and "Crackcoon"!) auch immerzu einen gewissen Mainstream-Appeal bewahrt. Ergo: Innerhalb des normierten Einheits-Kinos tatsächlich mal 'ne gelungene Abwechslung, die ein bisschen frischen Wind in die heutige Filmlandschaft voller Remakes, Reboots und Superhelden bringt. By the way: Es ist echt schön und unfassbar passend, dass man diesen Film dem 2022 verstorbenen Ray Liotta gewidmet hat, dem ja damals der schauspielerische Durchbruch mit seiner Performance als zugekokster Gangster in Martin Scorseses "GoddFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" gelungen ist und für den sich mit "Cocaine Bear" darum auch irgendwie der Kreis geschlossen hat.
8/10