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Eishockey ist die große Leidenschaft von Sofia (Ginevra Francesconi): die 17jährige spielt in einer Schüler-Auswahl in Südtirol und ist Feuer und Flamme für den Sport - fast noch mehr als für ihren Freund, der sie unter den wachsamen Blicken ihres Vaters nach dem Training mit dem Motorrad abholt.
Doch die scheinbar heile Familienwelt wird eines Tages völlig zerstört, als ein Hit-Kommando das idyllisch in den Bergen gelegene Haus stürmt, dort Sofias deutsche Mama Ingrid erschlägt und auch deren Bruder kurzerhand ermordet. Sofia, die im Obergeschoß Geräusche gehört hatte, kann sich mit knapper Not über den Balkon in die angrenzenden Wälder absetzen. Das völlig konsternierte Mädchen ahnt noch nicht, daß sie selbst die Auslöserin dieses Dramas ist, nämlich indem sie arglos ein Foto ihres Vaters in einem Social-Media-Kanal geuploadet hatte, trotzdem dieser seit Jahren darauf bestand, nicht fotografiert zu werden.
Als Papa Santo (Alessandro Gassmann) später nach Hause kommt und die Leichen vorfindet, bleibt ihm keine Zeit zum Trauern, weiß er doch genau, daß der Mordanschlag ihm selbst galt: bevor er heiratete und eine Familie gründete, war Santo nämlich selbst Auftragskiller der kalabrischen Mafia Ndrangheta, und aus dieser Zeit scheinen noch einige Rechnungen offen. Nun also, Jahre nach seinem Ausstieg und seiner Rolle als unauffälliger Unternehmer haben die Häscher seine Spur wiedergefunden. Das Gebot der Stunde lautet nun erst einmal abtauchen, was Santo, der seit Jahren eine konspirative Wohnung in einer Ruine unterhält, auch gelingt. Doch noch schwieriger als den Killern zu entkommen ist es für Santo, seiner rebellischen Tochter, die er glücklicherweise noch aufgegabelt und mitgenommen hat, zu erklären, wieso ihre Mutter wegen seines ihr völlig unbekannten Vorlebens sterben mußte und daß auch für Sofia ab sofort ganz andere Regeln gelten...

Die italienische Produktion Il mio nome è vendetta bietet eine temporeiche Mafia-Rache-Story, vermag aber trotz eines überzeugenden Alessandro Gassmann in der Hauptrolle des Ex-Mafiosi nicht wirklich zu überzeugen - zu bekannt und somit auch schon zu oft gesehen sind die zahlreichen Versatzstücke, mit denen Regisseur Cosimo Gomez seinen Revenge-Thriller aufzieht. Zwar ist dem Genre Mafia-Filme spätestens seit dem brillanten Sopranos-Epos nicht mehr wirklich etwas Neues hinzuzufügen, was aber nicht heißt, daß die bekannte Thematik von der Mauer des Schweigens, dem über der eigenen Familie stehenden Bund auf Leben und Tod und der Rache selbst an unbeteiligten Verwandten nicht ab und zu eine sehenswerte Auffrischung erfährt. So verhält es sich auch mit diesem Streifen, der tadellos abgefilmt mit überzeugenden Darstellern seine Story erzählt, danach jedoch schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet.

Als Reminiszenz an die Gegenwart tritt ein Computer-Experte auf, der im Auftrag einer ehrenwerten Familie mit einer speziellen Software Social-Media-Kanäle absucht nach dem ehemaligen Mitglied, das einen Sohn des Dons auf dem Gewissen hat. Wieso ex-Hitman Santo dies tat, wird allerdings nie erläutert, genausowenig wie sein vor der Familie verheimlichtes Vorleben - und übrigens auch nicht, wie eine Software ein aktuelles Foto punktgenau als einen Mann identifiziert, von dem maximal nur eine sicher uralte Bildvorlage existiert. Aber sei´s drum, die Rächer haben zugeschlagen, ihren Irrtum mit dem Schwager  jedoch schnell bemerkt und nun ist es an Santo - dem der Don in einer Szene etwas zu pathetisch bescheinigt, ein Ehrenmann zu sein - zurückzuschlagen. Einziger Unsicherheitsfaktor ist dabei Sofia, die die lebensgefährliche Welt der Mafia nicht kennt und bei erstbester Gelegenheit ihren Freund anruft, was natürlich nicht unbemerkt bleibt...

Fazit: Temporeich inszeniert weiß Mein Name ist Vendetta nicht nur Genre-Freunde gut zu unterhalten, läuft jedoch ohne besondere Wendungen oder Einfälle auf eine früh erkennbare finale Konfrontation hinaus und ist auch mangels einer über Ansätze nicht hinauskommenden Charakterentwicklung (der Spielfilmlänge geschuldet) daher recht bald wieder vergessen. 6 Punkte.

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