„Du kannst ja sprechen! Das ist überraschend... Und du kannst sogar lächeln!“ – „Ja, und ich kann auch noch mehr!“
Der italienische Regisseur Luigi Scattini scheint sich mit diversen Sex-Mondos vornehmlich im Schmuddelbereich bewegt zu haben, bevor er 1974 das Erotikdrama „Il corpo“ inszenierte, das, ähnlich der „Black Emanuelle“-Reihe, neben Erotik auf Exotik setzt.
„Er hat aus mir eine Hure gemacht!“
Antoine (Enrico Maria Salerno, „Das Syndikat“) kam einst mit seiner Frau Madeleine (Carroll Baker, „Der schöne Körper der Deborah“) nach Trinidad, um sich dort selbständig zu machen. Mittlerweile aber arbeitet Madeleine in einer Dorfkneipe, während Antoine eine Bootsvermietung betreibt und ansonsten die Zurückgezogenheit bevorzugt. Er lebt zusammen mit einer jungen, hübschen Einheimischen (Zeudi Araya, „Leichen muss man feiern, wie sie fallen“), die er Prinzessin nennt und Sklavin und Geliebte des Trinkers zugleich ist. Als ihn zwei Kriminelle überfallen und zusammenschlagen, eilt ihm der Jüngling Alan (Leonard Mann, „Terror Eyes - Der Frauenköpfer“) zur Hilfe. Antoine bietet ihm daraufhin einen Job an, fortan arbeiten beide Männer zusammen. Als er und Prinzessin sich ineinander verlieben, planen sie, wie sie Antoine loswerden können…
„Il corpo“ braucht so seine Zeit, um in Wallung zu kommen. Prinzessin ist überaus schweigsam, bis sie Alan endlich am Strand anspricht. Sie becirct ihn und wirft sich mitsamt Kleidung ins Wasser. Piero Umiliani sorgt für einlullendes Südsee-Gitarrengeklimper mit Hula-Gesängen (oder so) auf der Tonspur, die im Kontrast zu Antoines Handeln steht, der in der exotischen Idylle nicht nur aufgrund seiner Herkunft wie ein Fremdkörper wirkt: Er betrinkt sich und vergewaltigt Prinzessin, was Scattini visuell bei Andeutungen belässt. 25 Minuten vergehen, bis Prinzessin sich einmal nackt am Strand zeigt. Alan folgt ihr, man kommt sich näher und knutscht, die verhängnisvolle Affäre nimmt ihren Lauf. Prinzessin erweist sich als überraschend verschlagen, als sie ihre Chance wittert, Antoine loszuwerden. Sie gibt sich Alan gegenüber widerspenstig und stachelt ihn gegen Antoine auf – sie will, dass er ihn tötet. Sie erpresst Alan gewissermaßen mit den Waffen einer Frau. Im Anschluss gibt es Softsex-Szenen sowohl zwischen Prinzessin und Alan als auch zwischen ihr und Antoine zu sehen, letztere beobachtet von Alan.
Prinzessin besorgt ihrem Liebhaber einen Revolver, während irgendwelche Diebe in schöner Regelmäßigkeit versuchen, Antoines Boote zu stehlen – eine Art unlustiger Running Gag. Dorfwirtin Madeleine jedoch setzt ihrem Verflossenen den richten Floh ins Ohr. Der Film gewinnt – man möchte sagen: endlich – an Spannung, die Figuren gewinnen etwas an Tiefe und Ambivalenz. So tut sich Alan schwer, Antoine zu erschießen. Etwas Dramatik bringt zwischenzeitlich das Trinkspiel zu dritt, bei dem man die Wahrheit sagen muss – und diese auch ausgesprochen wird. Als man eine Party feiert und mit dem Boot rausfährt, droht die Situation zu eskalieren – doch nachdem Antoine Alan mit einem Revolver bedroht hat, fällt er selbst ins Wasser. Es stellt sich heraus, dass sich im Revolver gar keine Patronen befanden… Eine weitere Interessenpartei kommt nach Antoines Ertrinken in Person Madeleines ins Spiel, die weiß, was passiert ist. Sie will Antoines Erbe, was Alan hellhörig werden lässt, denn von diesem hört er zum ersten Mal. Madeleine will sich nun mit Alan verschwören, um Prinzessin die Schuld zuzuschieben und das Erbe mit ihm zu teilen. Alan und Prinzessin wollen trotzdem gemeinsam das Weite suchen, sich am besten mit Antoines Geld nach London absetzen. Doch Madeleine ist ihnen auf den Fersen. Als Alain die Nerven verliert, überschlagen sich die Ereignisse endgültig und münden in ein tragisches Finale, bei dessen Pointe man das Karma leise lachen hört.
„Il corpo“ ist ein gemächlich und über weite Strecken sehr vorhersehbar und geradlinig erzähltes Erotikdrama, das dafür, was es zu sein vorgibt, relativ wenig Erotik bietet. Zeudi Araya als eine Art Laura-Gemser-Verschnitt hatte zuvor bereits zweimal für Scattini vor der Kamera gestanden und ist zweifelsohne ein Hingucker, kann den Erotikanteil des Films jedoch nicht allein stemmen. Das ganze überschaubare, jedoch durchaus namhafte Ensemble wirkt irgendwie seltsam gehemmt. Nicht jede Interaktion der Figuren miteinander würde die berühmte Goldwaage bestehen, die Niedertracht jedoch zieht sich gialloesk durch alle Charaktere. Ein paar Fernweh weckende Naturaufnahmen kontrastieren die wacklige, ruckelnde Kamera, die in vielen Szenen stört und Kopfschmerzen bereitet. Eine gewisse sehnsüchtige Melancholie kann man dem Film nicht absprechen, der weniger sexploitativ, aber auch weniger leidenschaftlich als erwartet ausgefallen ist und insgesamt hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.