Im heutigen Norwegen sind sie längst in den Bereich Folklore verdrängt, die sagenumwobenen Trolle, und niemand würde ernsthaft deren Existenz bejahen noch daß es sie jemals gegeben hätte - niemand außer dem alten Tobias Tidemann (Gard B. Eidsvold), doch der in einem Wohnwagen hausende wunderliche Alte wird ohnehin als Spinner abgetan. Seine Tochter Nora (Ine Marie Wilmann) sieht das ähnlich, gleichwohl die als Archäologin tätige Professorin diesbezüglich dann doch ihren Vater kontaktieren muß, als infolge einer Sprengung bei einer Tunnelbohrung ein seltsames Naturereignis auftritt, das nicht nur Häuser verwüstet, sondern auch einige Leute das Leben kostet.
So sitzen die Spitzen von Militär und Regierung in einer eilig einberufenen Sondersitzung in Oslo beisammen und lassen Nora Tidemann einfliegen, um ihre Meinung zu dem merkwürdigen Phänomen, von dem ein Handy-Video existiert, zu hören. Da auf den Bildern tatsächlich so etwas wie eine menschenähnliche Gestalt in einer Staubwolke zu erkennen ist, deren Größe allerdings mit geschätzt über 50 Metern das Gardemaß aller bisher bekannten Land-Lebewesen von 4 Metern deutlich übersteigt, bittet sich die Wissenschaftlerin erst einmal etwas Zeit aus. Mit dem Staatssekretär Andreas Isaksen (Kim Falck) an ihrer Seite untersucht sie mit Kaptein Kristoffer Holm (Mads Sjøgård Pettersen) im Helikopter die Spuren, die das Naturereignis hinterlassen hat - und tatsächlich finden sie dann auch den titelgebenden Troll, dem sie gerade noch entkommen können.
Den alles von Oslo aus mitverfolgenden politischen und militärischen Entscheidungsträgern wird das Ungetüm allerdings zu gefährlich, zumal es sich mit großen Schritten Richtung Hauptstadt bewegt, und sie erteilen den Befehl, das Monster mit modernen Waffen zu vernichten - wie sich herausstellt, ein ziemlich sinnloses Unterfangen. Doch womit kann man den alles niederstampfenden Riesen denn sonst noch stoppen?
Die skandinavischen Troll-Sagen seiner Heimat hat sich Regisseur und Drehbuch-Coautor Roar Uthaug hier vorgenommen und präsentiert in der Netflix-Produktion Troll ein modernes Märchen über die menschenähnlichen Riesen aus Stein. Nach jahrtausendelangem Schlaf unter der Erde erwacht so ein Ungetüm und ist auch mit modernen Waffen nicht aufzuhalten. Mit der Etablierung zweier Fraktionen, die das Problem auf jeweils eigene Weise lösen wollen - zum einen Vater und Tochter Tidemanns und der Staatssekretär, die den Riesen zu verstehen versuchen und auf eine Art Kommunikation mit ihm setzen, zum anderen Regierung und Militär, die den Troll schlicht zu vernichten trachten - entsteht ein Wettlauf gegen die Zeit, bevor das Ungetüm die Hauptstadt erreicht. Herausgekommen ist ein familienfreundlich abgedrehter Fantasy-Streifen, der dank hervorragender CGIs trotz holzschnittartiger Charaktäre und vorhersehbarem Plot bis zum Ende unterhaltsam bleibt.
Sehenswert sind die Computer-Animationen in jedem Fall, beispielsweise wie die Menschen unbemerkt auf dem schlafenden Riesen herumspazieren, bis dieser erwacht und der vermeintliche Hügel sich dann zu voller Größe erhebt - bemerkenswert ist auch der Regieeinfall mit zwei absolut unkonventionellen Methoden (grandios!), mit denen der Troll gestoppt werden soll, von denen zumindest die graphische Umsetzung der ersten zu jenen Momenten gehört, deretwegen man Troll - trotz seiner im Grunde sehr konventionellen Story - wohl noch längere Zeit im Gedächtnis behält.
Fazit: ein ebenso bildgewaltiger wie harmloser Spaß für die ganze Familie, den man sich auch ein zweites Mal ansehen kann: 7 Punkte.