Review
von Herr Kees
Diese Review enthält leichte Spoiler.
James (Alexander Skargsgård) begeht im Urlaub in einem Fantasiestaat der Zukunft Fahrerflucht und soll exekutiert werden – er kann sich jedoch freikaufen, wenn er ein Double mit identischem Bewusstsein von sich anfertigen lässt, das an seiner statt rituell hingerichtet wird...
Willkommen in der wunderbaren Welt der Cronenbergs! Auch in Brandon Cronenbergs neuem Film geht es im weitesten Sinne wieder um ungewöhnliche körperliche Erfahrungen. James schließt sich in seinem Urlaubsresort bald einer Gruppe reicher Touristen an (u. a. eine ungewohnt dominante Mia Goth), die ebenfalls schon „gedoubelt“ wurden, sich scherzhaft als „Zombies“ bezeichnen und – ebenso im Spaß – die Frage aufwerfen, ob denn auch wirklich die richtige Version ihrer selbst getötet wurde. Die Gruppe verhält sich zunehmend enthemmter, stehen für sie doch kaum ernst zu nehmende Konsequenzen an und es entwickelt sich eine Art Hardcorevariante von WHITE LOTUS.
So abgefahren und interessant die Prämisse auch klingt, so wenig macht Cronenberg jedoch aus ihrem Potenzial. Themen wie Identität und Moral werden lediglich angerissen und statt in die Tiefe zu gehen, verliert sich INFINITY POOL in ebenso vagen wie wirren symbolischen Bildern und Oberflächlichkeiten, die nur auf der visuellen Ebene beeindrucken können.
Zudem ist der Film nicht extrem oder clever genug, um entweder im Kopf oder im Magen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wie zu erwarten war, machen sich Skargsgård und Goth ausgiebig nackig und eine Tötungsszene gegen Ende überschreitet dann doch noch die Grenze des im Genre Üblichen. Aber das und ein paar Licht- und Farbeffekte reichen nicht für einen guten Film und am Ende ist nicht klar, was Cronenberg Junior eigentlich ausdrücken wollte. Man kann das natürlich als Kunst bezeichnen oder als prätenziös, ganz nach Geschmack. Die Filme und Ideen von Cronenberg Senior sind jedenfalls immer noch um Welten spannender.