Nintendos ikonische Figur begleitet mich schon mein ganzes Videospielerleben. Vom NES und dem Gameboy an jage ich den kleinen Mann per Gamepad durch seine Welten und so vernahm ich die Ankündigung eines neuen Films mit gemischten Gefühlen. Zum einen sind da immer noch die Erinnerungen an die Vollkatastrophe von 1993, die ich damals ungläubig im Kino erleben durfte. Und zum anderen ließ mich die Ankündigung, dass Illumination den Film produziert, nicht in Jubel ausbrechen. Aber, soviel vorweg, hier hat man ziemlich viel richtig gemacht.
Inhaltlich kann man dem Animationsfilm kaum etwas vorwerfen, besieht man sich die Vorlage. Mario und Luigi landen im Pilzkönigreich, eilen Prinzessin Peach zur Hilfe, denn Bowser hat einen finsteren Plan. Mehr ist es auf dem Papier nicht, aber hier ist die Ausgestaltung das Ziel. Der von Aaron Horvarth und Michael Jelenic inszenierte Film ist eine Verbindung aller möglichen Bauteile aus dem Umfeld der bekannten Hauptfigur und, ganz ehrlich, mehr habe ich auch nicht erwartet oder gewollt. Man serviert hier Anspielungen und Fanservice en masse. Dies allerdings nicht wahllos in den Raum geworfen, es wirkt harmonisch und mitunter detailliert eingearbeitet. Dazu gehören auch unglaublich viele Figuren aus dem Mario-Universum, wobei mir mindestens eine dann doch gefehlt hat. Aber vielleicht hebt man sich diese als Schurken für eine Fortsetzung auf. Wobei fraglich ist, ob ein weiterer Film auf diesem Fanservice-Level nochmal funktionieren würde. Dieser hier tut es allemal, trotz seiner Rastlosigkeit und dem Unvermögen hinsichtlich jeglicher dramatischer Darstellung. Könnte man auch Vorlagentreue nennen.
Von diesen findet man einige hier wieder, von Marios erstem Auftritt als „Jumpman“ in „Donkey Kong“ bis hin zu „Odyssey“ (Hochzeitsthema), sogar die „Super Mario Brothers Super Show" findet anfangs Erwähnung. Vom Tanuki-Anzug über "Mario Kart" und "Luigi's Mansion" bis zu den Wandgemälden in Peaches Schloss aus "Mario 64" – es gibt viel zu sehen. Und irgendwann spielt man nur noch "Pointing Rick Dalton".
Das ist alles schön, macht Laune, aber nicht alles ist letztlich Gold. Die Gesangseinlage von Bowser wirkt wie für dessen Sprecher Jack Black extra in den Film gezwungen. Luigi verkommt trotz des "Bros" im Titel sehr zur Nebenfigur und mit dem "Mamma Mia" übertreibt man es. Der Showdown ist dann nicht mehr ganz so rund und mitnehmend wie das davor Gesehene. Vielleicht der Preis des Dauerfeuers, den Illumination hier auf die Leinwand zaubert.
Dafür sieht alles bombastisch aus, in knalligen Farben und einem irren Detailgrad ist der Stil und die Bildgestaltung über jeden Zweifel erhaben. Auch der Soundtrack von Brian Tyler, der logischerweise viel von Koji Kondo mitgenommen hat, passt und arbeitet immer wieder die aus den diversen Leveln bekannten Themen ein. Obendrauf gibt's noch Tracks frisch aus den 1980ern von den Beastie Boys bis Bonnie Tyler mitsamt klassischer Trainingssequenz. Dass Bowser auf Metal steht überrascht da wenig.
Zugegeben, ich saß die meiste Zeit mit einem Grinsen vor der Leinwand und erfreute mich einfach dieser lose verbundenen Aufzählung an Erinnerungen. An jeder Ecke gibt es hier etwas zu sehen und zu hören, das hohe Tempo lässt gerne über das Nichts an Geschichte hinwegsehen und die knallbunte und detaillierte Optik ist der Drift-Boost. Ich behaupte mal, dass der Film ohne Fanbrille und ohne Verbindung zum Franchise nicht gut funktioniert, denn erklärt werden die Figuren nicht. Auch lässt er in seiner Rastlosigkeit keine emotionale Tiefe zu.
Für mich aber ist er einfach ein wohlfühliges Fanservice-Retrofest in meine Vergangenheit. Und manchmal reicht das einfach.