Review

„Shocker“ ist ein recht eigenwilliges, aber in meinen Augen sehr unterhaltsames Werk Wes Cravens.
Nach einer coolen Auftaktszene, die mit dem erstklassigen Titelsong „Shocker“ von Dudes of Wrath unterlegt ist, fokussiert sich der Film auf seine Hauptperson: Den jungen Schüler Jonathan Parker (Peter Berg). Dieser ist als Star-Footballspieler seiner Schule mit Alison (Camille Cooper) zusammen und führt ein recht glückliches Leben – bis er eines Tages davon träumt dass seine Adoptivmutter und seine Geschwister ermordet werden, was sich am nächsten Tag als Wahrheit herausstellt. Schon zu Beginn legt „Shocker“ eine eigenwillige Mischung aus lockeren Comedy-Elementen (z.B. das Footballtraining) und sehr spannenden Mystery-Momenten (z.B. Jonathans Vision) vor, mit der man sich anfreunden muss.
Jonathan überrascht seinen Adoptivvater, den Polizeiinspektor Lieutanent Don Parker (Michael Murphy), als er von seiner Vision erzählt. Mit genauen Schilderungen kann er ihn davon überzeugen, dass er keinen Humbug erzählt und sogar den Killer in seinem Traum gesehen hat – den TV-Mechaniker Horace Pinker (Mitch Pileggi), der bereits mehrere Familien abgeschlachtet hat. Widerwillig glaubt Don seinem Sohn und durchsucht dessen Werkstatt. Allerdings kann Horace entkommen und vier Polizisten abschlachten - und später auch noch Alison. Mitch Pileggi erweist sich als Idealbesetzung für Horace Pinker, auch wenn man dass bei seiner Rolle in „Akte X“ nicht glauben mag. Hier ist er viel muskulöser und wirkt viel rüder und böser.

Doch Jonathan kann Horace erneut mit seinen träumerischen Fähigkeiten aufspüren und sogar der Polizei entscheidend dabei helfen Pinker festzunehmen. Als Gegenleistung möchte er bei der Exekution des Massenmörders dabei sein, doch bald zeigt sich, dass der Tod nicht das Ende Pinkers war, denn er sucht die Lebenden erneut heim – vor allem Jonathan...
Zwar klingt die Story von „Shocker“ ähnlich wie die von Cravens Welthit „Nightmare on Elm Street“, aber der Film nicht allzu viel Ähnlichkeit mit Freddys Untaten. Denn „Shocker“ ist weniger auf Grusel ausgelegt, denn auf einen action- und temporeichen Horrorfilm, der nicht unbedingt Gänsehaut verursacht. Dabei ist die Spannung durchaus solide und auch die Story hat ein paar recht gute Wendungen. Ein kleines bisschen Medienkritik übt Craven auch, aber deutlich weniger als in der „Scream“-Trilogie.
Auch wenn „Shocker“ kein klassischer Slasherfilm ist und die Mordszenen nicht allzu spannend gemacht sind, gibt es dennoch ein paar harte Effekte zu sehen (vor allem die Szene im Gefängnis ist fies), die sehr gut gemacht sind. Gepaart wird das Ganze mit einem sehr zynischen, teilweise politisch inkorrekten Humor, der vor allem in der Figur des Horace Pinker verbreitet wird. Dessen ständige Flucherei ist auch der einzige empfindliche Schwachpunkt der deutschen Übersetzung, ansonsten geht die Synchro in Ordnung (aber die Originalfassung ist ein bisschen besser).

Für einen Horrorfilm ist „Shocker“ ungewohnt actionreich, was sich in zahlreichen Verfolgungsjagden und einigen Prügelszenen zwischen Jonathan und Pinker zeigt. Das Ganze ist stimmig inszeniert ohne Actionfans vom Hocker zu reißen. Dennoch passen die Actionszenen gut ins Gesamtbild, was an der temporeichen Inszenierung seitens Cravens liegt, die keine Langeweile aufkommen lässt. Ebenso trägt der Soundtrack dazu bei, der stimmige Rock- und Metalsongs bereit hält, darunter auch von bekannteren Interpreten wie Iggy Pop, Bonfire und Megadeth. Letztere liefern hierfür ein erstklassiges Cover von Alice Coopers „No More Mr. Nice Guy“. Nur das Finale hat ein paar Schwächen, da die Logik hier aussetzt.
Peter Berg spielt die Hauptrolle recht routiniert ohne viele neue Akzente setzen zu können, aber durchaus solide. Echt klasse ist Mitch Pileggi, der sichtlich Spaß an der Rolle des durchgeknallten Fieslings hat. Aber auch die Nebendarsteller machen ihre Sache mehr als ordentlich; vor allem Michael Murphy ist Klasse.

Mal düster-spannend, mal zynisch-actionreich: Cravens ungewohnte Mischung ist nicht für jedermann etwas, aber mir persönlich gefällt es super. Eine Empfehlung ist die DVD von Kinowelt, denn die ist nicht nur uncut, sondern im Vergleich zum Tape auch im Originalformat WS 1,85:1, nicht abgedunkelt und bietet den O-Ton.

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