190.000 Dollar verjubelt, versoffen, weg. Leslie ist abgestürzt, der Lottogewinn von einst nur noch eine Erinnerung. Zu dem Sohn, den sie vor Jahren verließ, sucht sie wieder Kontakt, doch wegen ihrer Trinkerei endet das im Drama und so zieht sie weiter. In ihre frühere Heimat, wo sich die Leute noch an sie erinnern. Nicht im Guten.
Inszeniert von Michael Morris stellt das Drama um die Trinkerin sein Spielfilmdebüt als Regisseur dar. Dabei trägt Hauptdarstellerin Andrea Riseborough den Film, was sie auch muss, denn es dreht sich jede Szene um sie, ist bei ihr und lässt sie quasi nie aus den Augen. Dabei sieht sie fertig aus, der Charakter unterliegt den Stimmungsschwankungen, dem Manipulativen, sie ist einfach durch. Das schlägt sich auch in den Beziehungen zu ihren Mitmenschen nieder. Sei es zum Sohn James (Owen Teague), inzwischen erwachsen und dieser Beeinflussung schnell eine Ende setzend, oder den Leuten in der Heimatstadt. Das Umfeld ist aber auch nicht gerade so … naja, Texas eben.
Die Stationen, die das von Ryan Binaco verfasste Skript abklappert, folgen einem wenig innovativen Aufbau und schicken die Hauptfigur in Situationen, die als Drama funktionieren, doch eben auch bekannt wirken. „To Leslie“ macht nicht wirklich etwas neu in seiner Erzählung. Und trotzdem - nach all dem, was Leslie einsteckt, sie sich aber auch letztlich selbst zufügt, hat mich das Ende dann doch gekriegt. Wenn ein Bogen geschlagen und immerhin andeutet wird, wohin die weitere Reise gehen könnte. Erwähnenswert sind noch Marc Maron und Andre Royo als Motelbesitzer, die in ihren Nebenrollen glänzen.
„To Leslie“ lebt von seiner Hauptdarstellerin, Riseborough spielt die kaputte Figur ansprechend. Abseits dessen ist Morris' in neunzehn Tagen gedrehter Film ein eher typisch aufgebautes Drama, so richtig in den Abgrund begibt man sich letztlich nicht. Kann man auch zugute halten, denn übertrieben melodramatisch ist der Film zu keiner Zeit, bietet manch gut geschriebene Zeile und bleibt stets nah dran und letztlich sehenswert.