A Nightmare on Corona Street
Einweghandschuhe, Maske und Desinfektionsspray sind gepackt – Mavis fährt nach New York, mitten in der gefährlichsten Phase der Pandemie. Ihre Freundin Mavis erbittet ihre Hilfe: Sie hat Alpträume, aus denen sie manchmal tagelang nicht erwacht. In Mavis Apartment, umringt von Maskenverweigerern und hustenden Kindern, beginnt auch Monique zu träumen.
John Landis inszenierte in AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON eine bis heute legendäre schockierende Traum-im-Traum-Sequenz. Regisseur, Autor, Cutter und Komponist (!) Andy Mitton erhebt dieses Prinzip nun zum cleveren Konzept und zum Kern seines Films: Bis zum Schluss ist nie genau klar, ob wir noch einen Traum sehen, oder bereits Realität. Was viele Filme mittlerweile als billigen Trick einsetzen, erzeugt hier eine anhaltende Verunsicherung – sowohl bei Monique als auch beim Zuschauer.
Die Atmosphäre des Films ist kalt, klaustrophobisch, verstörend, der Traumdämon „The Harbinger“, den schnabelnasigen Pestdoktoren des 16. Jahrhunderts nachempfunden, ist eine wahrhaft furchteinflößende Präsenz. Und was der Harbinger mit den Träumenden macht, ist weitaus grausiger als alles, was Freddy Krüger je mit seinen Opfern angestellt hat.
Die Figur, die ihren Fluch verbreitet wie ein Internet-Meme, hat auf jeden Fall (leider, muss man sagen) Franchisepotenzial. Andy Mitton sollte sich also nicht wundern, wenn Blumhouse demnächst bei ihm anruft. Nach vielen Indie-Filmen mit interessanten Ansätzen und spooky Atmosphäre (YELLOW BRICK ROAD, WE GO ON, THE WITCH IN THE WINDOW) sei ihm der Sprung in den Mainstream gegönnt.