iHaveCNit: She Said (2022) – Maria Schrader – Universal
Deutscher Kinostart: 08.12.2022
gesehen am 10.12.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:45 Uhr
Einer der wichtigeren Filme gegen Ende des Jahres startete letzten Donnerstag und ich habe ihn mir natürlich auch angesehen. Basierend auf dem Zeitungsbericht der Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor sowie ihrem darauf aufbauenden Buch „She Said“ hat die deutsche Regisseurin Maria Schrader eine Mischung aus Drama und Thriller im Stil bekannter Filme über investigativ journalistische Arbeit wie zuletzt „Spotlight“, „The Post“ und „All The Presidents Men“ sowie einem dahingehend ähnlich gelagerten „Dark Waters“ geschaffen, der bis auf ein paar kleinere Schwächen ein Highlight gegen Jahresende geworden ist und mit Carey Mulligan und Zoe Kazan eines der besten Leinwand-Duos 2022 zu bieten hat.
Megan Twohey und Jodi Kantor arbeiten als Journalistinnen für „The New York Times“. Nachdem Twohey sich bereits im Rahmen der Recherche über sexuelles Fehlverhalten mit dem damals sich im Wahlkampf befindlichen Donald Trump angelegt hat, scheint das Thema „sexuelles Fehlverhalten“ für „The New York Times“ nach einer erfolgreichen Aufdeckung innerhalb „Fox News“ noch nicht abgeschlossen, so dass sich der Blick auch in die Filmindustrie verlagert. Hier gerät dann auch der Filmproduzent Harvey Weinstein ins Fadenkreuz. Doch können Twohey und Kantor sich hier inmitten systematischer Einschüchterungen und Schweigevereinbarungen überhaupt für Enthüllungen sorgen und Weinstein damit zu Fall bringen ?
„She Said“ hat mir richtig gut gefallen. Auch wenn das, was hier auf die Leinwand gebracht noch recht aktuell in den Köpfen und der Ausgang bekannt ist, hat es der Film geschafft durchaus eine Spur Dramatik und Spannung aufzubauen – und mich auch emotional an den Film zu binden, so dass er mich auch emotional mitreißen konnte trotz seines eher nüchtern gehaltenen Stils. Das Thema der Recherche, das letztendlich auch die gesamte #metoo-Welle richtig in Gang gesetzt hat, betrachte ich als Mann aus rationaler Sicht dahingehend, dass das „männliche“ Bedürfnis nach Sex, Intimität und Nähe nicht zu beschämen und ganz normal ist – es aber nicht gerechtfertigt ist, genau das in einer professionellen Machtposition als Hebel zu nutzen, damit zum Beispiel wie im Fall von Harvey Weinstein davon positiv verlaufende Karrierewege für Schauspielerinnen und weibliche Angestellte abhängig sind und diese davon sogar ganz beendet werden können. Nicht zu vergessen die lebenslange Scham mit den Ereignissen zu kämpfen und durch Vereinbarungen sogar diese nicht verarbeiten zu dürfen. Ich bin persönlich kein Freund dieses Systems, womit ich mich mit nahezu jeder wirklich betroffenen Frau, die sich im Rahmen der #metoo-Bewegung geöffnet hat – bis auf entsprechende leider die Bewegung schädigenden Trittbrettfahrerinnen – sympathisiere und meinen Hut vor deren Mut ziehe – und es durchaus eine interessante Casting-Entscheidung im Film ist, dass sich Ashley Judd selbst spielt. Der Film hat durch seine eher nüchterne Inszenierung gerade wenn es um emotionalere Momente geht eine hohe Einschlagwirkung. Hier kann es durchaus der ein oder andere Zufall oder auch die ein oder andere Symbolik weniger sein, die dem Film durchaus gut getan hätte. Gerade das Leinwand-Duo aus Zoe Kazan und Carey Mulligan hat mir richtig gut gefallen und auch die zwischenmenschlichen Momente und Dialoge, gerade vor allem wenn die Erfahrungen der gebrochenen Frauen geschildert werden und auch Männer in diesem System Weinsteins eine Abscheu gegen das zeigen, was in den Erfahrungsberichten geschildert wird. Leider hat es „She Said“ nicht in die Kategorie meiner Top-Filme 2022 geschafft, aber zumindest ist er schon jetzt Teil der Top20 geworden.
„She Said“ - My First Look – 9/10 Punkte.