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Wenn B-Actioner auf wahren Begebenheiten beruhen, darf man wahrscheinlich davon ausgehen, dass es sich hierbei um den Wecker handelt, der die Protagonistin um 6:30 morgens zum Aufstehen bewegt. Tatsächlich aber fand 2018 in Marokko ein Doppelmord an zwei Skandinavierinnen statt, der als eher geschmacklose Grundlage dient, um in der rauen Männerwelt ein wenig aufzuräumen.

Mya (Irma Lake) ist Bloggerin und erfährt im TV vom Mord an zwei Mädchen in Marokko. In Moskau lässt sie sich für ihre Rachemission ausstatten und begibt sich umgehend nach Rabat, um den Drahtziehern auf die Spur zu kommen. Derweil haben einige Leute von Interpol die Fährte der mordenden Rächerin aufgenommen…

Regisseurin Zhor Fassi-Fihri ging mit ihrem Debüt wahrlich ungelenk an die Sache heran, so dass der Geschichte nahezu jeglicher Kontext fehlt, einschließlich der Hauptfigur. Eine nachvollziehbare Zeitachse ist ebenfalls nicht auszumachen, denn in einem Moment ist es taghell und im nächsten bereits Nacht. Zudem kann man binnen weniger Minuten von Miami, nach Moskau und sogleich nach Rabat reisen und dabei problemlos einen schwarzen Skorpion mit sich führen.

Doch wenn man glaubt, es geht nicht trashiger, kommt auch gleich die Action daher.
Hauptdarstellerin Lake mag zwar sportlich aktiv sein, doch Kampfsport zählt definitiv nicht dazu. Das Timing bei den rar gesäten Fights ist so dermaßen daneben, dass Gegner förmlich auf die Schläge warten und doch ist ein kurzes Gemetzel in einer Bar noch einigermaßen brauchbar geschnitten. Lächerlich wird es allerdings, wenn jene toughe Kämpferin im Verlauf arge Probleme mit einem bereits geschwächten Übergewichtigen bekommt und diesen stundenlang durch die Walachei verfolgt.

Da die Dialoge nicht gerade zu jenen zählen, die mit Pointen und Tiefgang punkten, wird es umso moralinsauerer, wenn immer wieder kurze Momente eingeschoben werden, um die Gewalt von Männern gegenüber Frauen in statistische Zahlen zu verpacken, - es wäre geschickter gewesen, einfach nur Taten sprechen zu lassen. Doch gefühlt lässt die Action im Verlauf wieder nach und man muss sich mit irrelevanten Nebenhandlungssträngen irgendwelcher Beamter befassen, die kaum aktiv zur Handlung beitragen.

Die teils nette Kulisse in Marokko und das markante, musikalische Leitthema sind noch auf der Habenseite zu verbuchen, doch weder darstellerisch, noch handwerklich sind hier Lorbeeren einzuheimsen. Wirkliche Längen entstehen innerhalb der nur 82 Minuten zwar nicht, doch mitnehmen lässt sich bei diesem Murks auch nicht viel, zumal der hastig abgearbeitete Showdown nur einmal mehr unterstreicht, dass hier auf dramaturgischer Ebene nahezu alles daneben geht.
3 von 10

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