Wenn Bad Santa mit Kevin allein zu Haus ist und langsam stirbt, erhält man in etwa die herrlich krude Mischung, die der norwegische Regisseur Tommy Wirkola mit seinem Actioner zusammengeschustert hat. Trotz zahlreicher Flüche findet er sogar noch Raum für besinnliche Momente.
Ihrer Tochter Trudy (Leah Brady) zuliebe verbringen ihre eigentlich voneinander getrennt lebenden Eltern das Weihnachtsfest auf dem Anwesen ihrer Oma Gertude (Beverly D'Angelo). Doch gerade als die Bescherung stattfinden soll und sich Santa (David Harbour) im Gebäude befindet, kapern Terroristen die Villa…
Die cineastischen Vorbilder sind offensichtlich, wobei die Besetzung von John Leguizamo als Antagonist und Wortführer als kleine Reminiszenz an „Stirb Langsam 2“ betrachtet werden kann, da er dort in einer Nebenrolle beteiligt war. Natürlich sind einem die überwiegend unsympathischen Familienmitglieder weitgehend egal, wogegen die fluchende Großmutter etwas mit Santa gemein hat, während Trudy als Gegenpol und Kevin-Ersatz für die kindliche Herangehensweise steht.
Selbstredend ist dies kein Familienfilm fürs festliche Idyll, denn ein saufender, kotzender und schimpfender Weihnachtsmann erscheint genauso wenig besinnlich wie die Terroristen, auch wenn diese sich weihnachtliche Nicknames wie Scrooge oder Krampus geben. Einer FSK16 gemäß ist der Bodycount relativ hoch. Es gibt blutige Einschüsse, Wunden per Messer und Nägel, es werden recht kreativ Requisiten wie Lichterketten, Sterne und Schlittschuhkuven zweckentfremdet und ein Schredder kommt ebenfalls zum Einsatz. Einige Ableben im Halbdunkel gehen zwar ein wenig unter und zum Teil sind die CGI etwas zu offensichtlich, doch an anderer Stelle gibt es einige rüde Zweikämpfe, bei denen einiges an Inventar zu Bruch geht.
Die Ausstattung gestaltet sich mindestens zweckdienlich und erscheint in einzelnen Räumlichkeiten wie einem Dachboden recht detailverliebt und auch auf musikalischer Ebene werden einige moderne Weihnachtssongs eingebunden, während die Klassiker eher am Rande Verwendung finden. Darstellerisch sticht vor allem David Harbour hervor, der als nicht immer treffsicherer Santa auch mal ordentlich einstecken muss und auf der anderen Seite die notwendige Ruhe ausstrahlt, um in ruhigeren Momenten den Kern des Festes zu vermitteln.
Die übrigen Mimen sind mit sichtlicher Spielfreude dabei, was mitunter zu gewolltem Overacting führt und dennoch angemessen erscheint.
Zwar gewinnt man mit der bekannten Prämisse um Gut und Böse zu Weihnachten keinen Kreativitätspreis, doch die Ausführung ist auf erzählerischer Ebene und handwerklicher Basis durchaus gelungen und vermag mit einigem makaberen Humor, treffsicherer Situationskomik und kleinen Splattereinlagen zu unterhalten. Zudem stimmt die Action und sogar ein paar fantastische Einlagen lassen einen leichten Weihnachtszauber entstehen, - aber nur leicht, denn böse Jungs werden nicht mit Santas Samthandschuhen angefasst…
7,5 von 10