Komm Schatz, die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, laß uns noch ein Baby machen!
Knapp 10 Jahre nach dem recht enttäuschenden Die Wiege des Satans will es Larry Cohen doch tatsächlich noch einmal wissen und produziert das Nesthäkchen der It's Alive bzw. Die Wiege des Bösen Trilogie. Und irgendwie war das auch nötig. Nicht weil die Vorgänger so unglaublich gut waren, wobei Die Wiege des Bösen ja durchaus seinen ominösen Tiefgang zu bieten hatte, sondern weil beide Filme auf ihre Art ein Hungergefühl hinterließen, nicht der Gourmetportionen, sondern des Brennwertes wegen. Mit der gleichen Crew zeitgleich zu Salem II - Die Rückkehr produziert, verspricht Die Wiege des Schreckens dem Schundfilm alle Ehre zu machen.
Tatsächlich kann man Cohen nur bestätigen innerhalb seiner Grenzen alles richtig gemacht zu haben. Zeitgemäß rückt er den vorher subtileren Humor mehr in den Vordergrund, drückt mehr auf die Tube und zeigt endlich mehr von den Monstern, denen eine Abwesenheit von Rick Baker kurioserweise im Vergleich nicht weh tut. Vor allem aber führt er den Plot endlich da weiter, wo es bei Die Wiege des Satans gemangelt hat.
Die Wiege des Schreckens berichtet vom gerichtlichen Kampf Stephen Jarvis', sein Kind am Leben zu halten und die Tötung der anderen Babies zu verhindern. Endlich gibt es ein rechtskräftiges Urteil, welches das Morden in die Schranken verweist und sofort taucht ein neues Problem auf. Wohin mit den gefährlichen Sprößlingen? Verbannt auf eine einsame Insel, die von Atomversuchen noch belastet sein könnte, erhalten die Kinder die Chance sich frei von jeder Beeinflussung aber vor allem ohne Gefahr für Amerika zu entfalten.
Wer hier an Klappe zu - Affe tot denkt, hat nicht mit Larry Cohens verquirlter Interpretation populären Monsterquatsches gerechnet. Mit beschleunigtem Wachstum erreichen die nun mannshohen Biester nach nur wenigen Jahren die Geschlechtsreife und sind für die Menschheit plötzlich als möglicherweise mit Resistenz gegenüber einem Nuklearschlag ausgestattet von Interesse. Jarvis, mit einem bisher guten Draht zu seinem Sproß ausgestattet, begleitet die Expedition, die Filme wie King Kong und die weiße Frau ad absurdum führt. Die Kinder verarbeiten die Besucher zu Proviant, um mit Jarvis den Weg nach Hause anzutreten.
Spätestens hier verliert Larry Cohen die einstmals gesponnenen Fäden aus der Hand, scheißt mit einem unausgesprochenem "It ain't over 'til the fat lady sings!" darauf, ob und wie man die Ausgestoßenen hier nun wieder zum gesamt-amerikanischen Problem machen müßte. Während ein zum Selbstschutz von Board gegangener Stephen Jarvis ausgerechnet von den Kubanern aufgelesen wird, machen sich die heranwachsenden Kreaturen auf nach Florida, wo Mama Jarvis sich ihrerseits der Öffentlichkeit entzogen hat.
Die Wiege des Schreckens offenbart spätestens an dieser Stelle eine Tendenz zur episodenhaften Stückelung, die leider bis zum rührseligen Finale zu beliebig abläuft, um den Film zu einem wirklichen Muß zu gestalten. Ohne die abschließende dramaturgische Fingerübung müßte man hier ebenso attestieren, daß eine nette Idee nicht befriedigend weiter entwickelt wurde. Doch Cohen besinnt sich auf eine Stärke der Reihe, die in der Bindung zwischen Eltern und Kind wurzelt. Dies greift die anfänglich vorgenommene Trennung wieder auf und überschattet so ein wenig die für volles Entertainment immer noch zu mageren Stop-Motion- und Gummianzug-Effekte.
Ohnehin wesentlich flotter als der Vorgänger bildet Die Wiege des Schreckens so den immer noch an der Grenzmauer des Sinnes schabenden Abschluß einer Trilogie, die nun zumindest etwas angenehmer ausklingt, als nach dem zweiten Teil. Nur eine Schnittmenge aus beiden Sequels hätte möglicherweise das Niveau des Erstlings erreichen können. Sofern man sich auf die Fortsetzungen einlassen will, sollte man aber keinesfalls diese Nummer verpassen, die mit trashigen Späßchen dafür entschädigt, daß die Story an sich auch hier nur in Babyschritten vorwärts gebracht wird.