Erschienen im selben Jahr wie The Dam Busters [ DT: Mai 1943 - Die Zerstörung der Talsperren; Michael Anderson ] erzählt man auch die gleiche Geschichte einer komplizierten militärischen Aktion; zumindest die finale Mission ist abgesehen von anderem Schauplatz und verschiedener Zeit komplett identisch.
Wo dort Britische Torpedoflieger im Zweiten Weltkrieg zwei Talsperren unweit des Ruhrgebiets zerstören sollten, nehmen hier amerikanische Düsenjäger im Koreakrieg die Brücken von Toko - Ri und ein grosses Spritlager unter Beschuss. Die Filme konkurrierten nicht nur an der Kinokasse, sondern auch bei den Academy Awards um die Auszeichnung für die besten Effekte miteinander; wobei in dem speziellen Fall das Hollywoodprojekt die längere Nase hatte, aber hinsichtlich der sonstigen Qualität doch unterlegen war.
Der Unterschied zwischen Beiden lässt sich auch schnell nach nur einem Blick auf die jeweiligen Ideengeber feststellen: Zwar war Romancier James A. Michener trotz seiner Zugehörigkeit an die Religiöse Gesellschaft der Freunde = Quäker auch im Süd Pazifik stationiert, hielt sich aber bei seinen Buchveröffentlichungen an die Welt der fiktiven Belletristik und entspann ein Garn der Phantasie [ Sayonara, Herrscher der Insel, Die Hafenkneipe von Tahiti ]. Während die anderen Autoren Paul Brickhill und Guy Gibson direkt bei den jeweiligen Einsätzen vor Ort waren und die Historie möglichst akkurat wiederzugeben versuchten. Der Gegensatz beider Erzählungen spiegelt sich demnach nicht nur, aber auch schon vom Ausgangspunkt Farbe / schwarzweiss sehr stark wieder. Das im knalligen Technicolor gehaltene Die Brücken von Toko - Ri ist von Beginn an deutlich als Produkt der Traumfabrik erkennbar und hat mit der entsprechenden Starbesetzung, vielen geschmackvollen Aussenaufnahmen und formschöner Tragik keinerlei Probleme gehabt, sein Publikum zu finden.
Das Re - Design des Filmes verleiht dem Geschehen um Lt. Harry Brubaker [ William Holden ] und seinen Aktivitäten auf einem Flugzeugträger des 77. Fernostgeschwader zumindest den optischen Genuss; inhaltlich bekommt man doch eher wenig geboten. War schon die Vorlage mit knapp 130 Seiten weitab von dickleibig, so wird auch jetzt das Diskursive ebenso klein gehalten wie auch das sonst Erbauliche; die meisten Begebenheiten sind zwar relativ schmuck, aber haben kaum Daseinsberechtigung, die Minuten auf der Leindwand zu stehlen. Vieles ist nicht mehr als eine weitschweifige expositorische Phase. Wenn man sich wirklich mit Augen, Kopf und Herzen in die Situation hineinversetzen kann, nimmt man immerhin an einem gedämpft - besonnenen Genremischmasch zwischen Abenteuer, Liebe und Melodram pendelnd teil; die Kraft wird in der Ruhe und der Nostalgie gesucht und zudem erfolgreich mit Exotik verbunden.
Brubaker war Anwalt in Chicago, musste Praxis und Familie aber beim Einbruch des Krieges aufgeben und befindet sich nun leicht mißmutig unter Ägide von RAdm. George Tarrant [ Fredric March ], der in ihm seine gefallenen Söhne sieht. Er ist nicht gerne Soldat, aber das Vaterland hat erneut gerufen und nun ist er eben an Bord. So richtig wehren kommt ihm nicht in den Sinn; "Mit den Opfern und Anstrengungen von ein paar auswählten Menschen ist noch jeder Fortschritt auf dieser Welt erkauft worden."
Krieg ist zwar ein schmutziges Geschäft - sagt man nur; sieht man nicht - aber einer muss ja die Kastanien aus dem Feuer holen. Auch wenn Korea in militärischer Hinsicht eine Tragödie ist, kann man ja nicht einfach aufhören. Zum einen muss man wegen einer guten Sache willens auch mal am falschen Platz kämpfen. Und zum anderen will man die Kommunisten ja nicht erst am Mississippi aufhalten. Das hier noch intakte Studiosystem pocht auf eine patriotische Bestätigung; die USA als Verteidiger der Freiheit, wenn man schon pazifistische Gedanken führt.
Brubakers Funktion als Kurator in einem Stellvertreterkrieg hindert ihn nicht daran, desöfters brenzlig in Gefahr zu geraten und auch hier und da mal eine Verwegene Landung hinzulegen.
Auch wenn man authentische Situationen heranzieht, sucht man sich doch schleunigst einen Weg weitab von der harten Wirklichkeit, rein in die Rückprojektion der Studiokulisse. Wobei man sich auch in guter Gesellschaft befindet, wenn man sich andere präsente Arbeiten wie Korea, In geheimer Kommandosache oder Der Engel mit den blutigen Flügeln anschaut.
Um das emotionale Bündnis zu schüren und eine bisschen psychologische Durchzeichnung zu veranstalten wird vorher und danach also erstmal ein dreitägiger Urlaub mit Familie und Kameraden in Tokio verbracht. Seine Frau Nancy [ Grace Kelly ] und seine beiden kleine Töchter erwarten ihn am Pier und verleben eine schöne Zeit in der japanischen Hauptstadt, was in seinem ungemein dekorativen Reiz des Ambientes auch dem Publikum eine Erholung vor der sonstig blaugrauen Beschreibung technischer Vorgänge und dem sentimentalen Problembewußtsein bringt.
Dabei muss man Regisseur Mark Robson - der ein Jahr zuvor Micheners Südseeabenteuer Rückkehr ins Paradies umgesetzt hat - bescheinigen, dass er auf jeden Fall weiss, wie ein Film hinsichtlich der Ausstattung auszusehen hat und wie man Fern- und Heimweh gleichermassen erzeugt: Famose Postkartenaufnahmen fangen sowohl den isolierten Feudal- als auch den führenden Industriestaat Asiens in all seiner Pracht ein. Die Torbögen, die Gebetsbäume, Kendo-Trommeln, Shinto-Tempel, Keramiken der Jomon-Zeit bis hin zur modernen Kunst des 20. Jahrhunderts sind tagsüber augenfreundlich drappiert; innen und aussen platzt man vor Kunstschätzen aus allen Epochen.
Nachts geht es mit dem windigen Hubschrauberpiloten Mike Forney [ Mickey Rooney ] ins Amüsierviertel mit seinen engen Gassen, verwinkelten Häusern, edlen Restaurants, neoterischen Bars und glitzernden Spielhallen.
Grace Kellys Rolle ist minimal, aber dieser Kunstgriff der zwischenzeitlichen Erzählperspektive einer behüteten Aussenseiterin gibt einen guten Kontrast zum hermetischen Männerbündnis, in dem alles innerhalb der Uniform als Weltschutzmann bleiben und funktionieren muss. Gegensätze werden nicht ausgetragen, sondern ausgebügelt.
Ähnlich wie seine Hauptfigur steht der Film unter einem zweischneidigen Damoklesschwert externer Mächte. Einem Konflikt zwischen menschlichen und militärischen Pflichten.
Robson tut gut daran, sich auf die Darsteller Holden und Rooney zu verlassen und die beiden unterschiedlichen Welten derartig klar voreinander abgetrennt zu halten. Originalität und Dialoge sind nicht gerade die Stärke, aber man versteht Brubakers seelischen Wunsch nach der Heimat sowie seinen Abstand vom Jetzt, der Furcht vor dem Tod und der dadurch entstandenen Verwundbarkeit. Auch wenn ein Zerbrechen daran nicht gezeigt werden darf: Allein sein Gesicht bei den seltenen Radiodurchsagen von harmlosen Belanglosigkeiten fern aus Amerika spricht Bände.
Entsprechend Brubakers Verzicht auf das privat - zivile Glück zugunsten wichtigerer politisch - gesellschaftlicher Interessen versucht der Film in der zweiten Hälfte, erneut ein dramatisches Geschick und dementsprechend Spannnung zu entwickeln.
Nach aussen hin sieht alles wundervoll aus. Das volle Zusammespiel der Armeestreitkräfte bei der Produktion verhalf dem Drehteam zu einer realistisch wirkenden Nutzung ihrer Ressourcen. Im Gegenzug legte man natürlich Wert darauf, dass nun wenige Jahre nach Beendigung der "Polizeiaktion" trotz der fühlbaren Abkehr des Helden nichts dem Anwerben neuer Rekruten im Wege steht und zeigt das Gefecht auch als eine rein taktische Angelegenheit, die strategisch wichtige Objekte möglichst sauber von weit aus der Ferne erledigt. Ja nicht mit Detail-Informationen und Ausschmückungen überfrachten.
Dabei verzichtet die Regie allerdings auch auf eine Verherrlichung der Kriegstechnik, stellt sich nicht extra aufdringlich als Ideologieproduktion in den Vordergrund und präsentiert sich als eher leichter Militarismus. Der Anflug und Beschuss der Brücken erfolgt ohne viel Aufhebens und kann gerade dadurch und der wirklich exzellenten Umsetzung - weit gelungener als Kampfgeschwader 633 - seine Wirkung erreichen. Das Durchfliegen der Bergschlucht, die Verteidigung der Abwehrgeschütze, die Notlandung Brubakers im Feindesgebiet, das Herbeieilen von Mikes Rettungshubschrauber und der anschliessende Grabenkampf sind von erstaunlich schnörkelloser Kürze ohne heroische Tugenden. Die nationale Choreographie und eine pädagogische Führung verhalten sich ebenfalls sparsam, obwohl sie natürlich sichtbar sind.
"We proudly present this motion picture as a tribute to the United States Navy and especially to the men of the Naval Air and Surface Forces of the Pacific Fleet whose cooperation made this picture possible" vor den credits klingt also schlimmer als es letztlich ist.
Auch heute dürfte man die Zuschauer wenigstens zu unterhalten vermögen - wenn man sie schon lange nicht mehr fesseln kann -, vorher muss man nur den Staub der 50ern wegpusten und sich den Ohrenbackensessel des Biedermeier zurechtrücken.