Es gibt Gebiete in den USA, in denen man als halbwegs zivilisierter Europäer nicht leben möchte, wenn etwa für ein Gebiet von 300 Quadratmeilen nur zwei Polizisten zuständig sind.
Das Spielfilmdebüt von Julian Higgins bemüht sich um einige gesellschaftskritische Themen, wobei es sich nicht pauschal als Rache-Thriller kategorisieren lässt.
Mit dem Tod ihrer Mutter wird das Leben der Lehrerin Sandra (Thandiwe Newton) nicht gerade einfacher. Sie lebt mit ihrem Hund zurückgezogen in den verschneiten Bergen und ist zunächst ein wenig verärgert, als zwei Jäger (Joris Jarsky und Jefferson White) mit dem Truck auf ihrem Gelände parken. Doch anstatt die Wogen zu glätten, scheint die Situation zusehends zu eskalieren…
Der Stoff, basierend auf einer Kurzgeschichte, lenkt den Fokus von Beginn an auf die Protagonistin und ihre Außenseiterposition, welche etwa an der Schule herrscht, an der sie als einzige Schwarze zwar bei den Schülern beliebt ist, von den Lehrkräften jedoch eher wie eine Gastdozentin ohne wirklichen Einfluss auf etwaige Planungen behandelt wird.
Noch deutlicher wird die isolierte Situation, als sie nach einem eindeutigen Affront den Sheriff (Jeremy Bobb) herbeiruft, der die Chose als Bagatelle abtut und meint, man würde das normalerweise „irgendwie untereinander regeln“. Wie ein geneigter Redneck dies gegenüber einer schwarzen Frau zu regeln vermag, kann man sich diesbezüglich in Ansätzen ausmalen.
Higgins setzt allerdings nicht auf die totale Eskalation, sondern lässt die Angelegenheit schrittweise zuschnürender erscheinen, indem seitens Sandra Bemühungen zur Aussprache unternommen werden, die teils sogar zu fruchten scheinen. Hier sticht ein Moment in einer Kirche besonders positiv hervor, wogegen an anderer Stelle das Kämpfen auf einsamen Posten mit Resignation quittiert wird.
Obgleich die versiert eingefangenen Kulissen oft bemüht werden, verliert sich Higgins zuweilen zu sehr in Momentaufnahmen und versucht gleichermaßen weitere Problemthemen wie Machtmissbrauch und Unterdrückung einzubinden, was aufgrund seiner Komplexität zu oberflächlich gestreift wird. Hier und da hätte eine Kürzung des Stoffes einen deutlich besseren Fluss zur Folge gehabt.
Derweil performt Newton sehr präsent und vermag mit wenigen Worten eine Menge Gefühl zum Ausdruck zu bringen. Problemlos führt sie durch die Geschichte, die kaum einen Moment ohne ihre Anwesenheit beinhaltet. Aber auch die Nebendarsteller sind recht treffend besetzt und performen durch die Bank überzeugend. Handwerklich sticht besonders die ruhig geführte, doch stets aufs Wesentliche konzentrierte Kamera positiv hervor, die zu jeder Zeit den passenden Abstand zum Geschehen findet.
Mit rund 102 Minuten Laufzeit ist das überwiegend unaufgeregt erzählte Treiben zwar ein wenig zu ausladend ausgefallen und ein paar Unterthemen weniger hätten es auch getan, doch eine schleichende Eskalation in Form von sieben Tagen erscheint in diesem Fall weitaus effektiver, als ein paar effekthascherische Einlagen, die sich stets zu steigern versuchen.
Fühlt sich mehr als Drama denn Thriller an, dem jedoch eine latent unbehagliche Atmosphäre mitschwingt.
6,5 von 10