Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit bis sich endlich jemand im B-Milieu daran traut, die Vorfälle des 11. Septembers lukrativ auszuschlachten. Nu Image legt mit einer ihrer jüngeren Produkte einen erwartend unspektakulären Airplane-Hijacker hin, bei dem der zum Regisseur mutierte Hauscutter Alain Jakubowicz nach 20 Jahren seinen zweiten Film abliefern durfte. Laufen Nu Image etwa die Regisseure weg? Verübeln könnte man es ihnen jedenfalls nicht.
Obwohl ebenfalls wieder im Ostblock gedreht, strahlt „Air Marshal“ nicht ständig die jüngst in so vielen B-Actionern beklagte Künstlichkeit aus, was ihn aber auch nicht besser macht. Nach einem, gescheiterten, wenig mit dem weiteren Film gemeinsam habenden, Einsatz einer Special Forces-Einheit in Libyen, bei der ein böser Turbanträger (Gaddafi oder wie?) gekidnappt werden soll, lässt sich jedoch schon ein erstes Fazit ziehen. „Air Marshal“ wird unspektakuläre Hausmannskost und so soll es dann auch kommen.
Nun ist der Titelgeber und hier veranschlagte Held (inklusive wartender, schwangerer Frau) Brett Prescott (Dean Cochran, „Shark Zone“, „Target of Opportunity“) leider ein völlig uncharismatisches und ausstrahlungsarmes Exemplar, das zwar über Klopperfähigkeiten verfügt, ansonsten das Schauspielern aber nicht erfunden hat und gegen den von Eli Danker („Chain of Command“, „Special Forces“) gespielten Terroristenanführer Elijah keine Sonne sieht.
Bis das, im übrigen Marke Microsofts Flightsimulator animierte, Flugzeug abhebt, vergehen dann auch erst mal 20 Minuten – fünf weitere Minuten muss man dann noch auf das Zuschlagen der bösen Araber, Islamisten oder was weiß ich warten. Die sind jedenfalls von Grund auf indoktriert und wollen Amerika Böses. So ganz einig sind sie sich noch nicht, wohin das Ganze letzten Endes führen soll, doch das Flugzeug haben sie jedenfalls schon mal.
Bis es soweit kommt, muss sich der schon leicht genervte Zuschauer durch das Standardrepertoire am Flughafen kämpfen. Die Aufwärmzeit ist hier doch enorm. Der übliche Smalltalk der Passagiere, die unsympathischen Gesichter des Ostblocksupportcasts und das selbst mit der Lupe nicht zu findende schauspielerische Talent sind die Hauptbestandteile dieser Einführung. Wo wir gerade dabei sind: Pyun-Spezi Tim Thomerson ist hier als Senator zusehen.
Ist der Jet endlich in der Gewalt der Entführer, wird das übliche Programm heruntergespult. Zunächst werden Geiseln nebst Co-Pilot einigermaßen blutig aber streng unspektakulär dahingesiecht, dann packt Prescott die Kampfeslust und er geht zum Gegenangriff über. Damit sich die Sache etwas abwechslungsreicher gestaltet, wird noch mal eben durch ein Gewitter gedüst und ein Fenster zerschossen. Der anschließende Unterdruck wird mittels eines Koffers (!!) ausgebügelt – nachdem man einen schon halb aus dem Flugzeug hängenden Jungen wieder hereingezogen hat (!!). Der Dreikäsehoch soll dann später auch das Flugzeug landen, weil er stundenlang Flightsimulator gezockt hat (Muaharhar...)
Weitere Effektknüller sind das Zufliegen auf einen Atlantik-Luxusliner (CGI vom Feinsten...) und eine Special Forces-Einheit, die an einem abseits gelegenen Flughafen die Mitstreiter unschädlich machen will, aber wohl die Grundausbildung übersprungen hat. Nicht nur, dass sie sich wie eine Gay-Clique im hohen Gras aufeinander stapeln, sie schleppen auch noch den besoffenen Towerpenner mit. Oh man...
Eine völlige Demonstration nicht vorhandener Fähigkeiten ist „Air Marshal“ letztlich deswegen nicht, weil zumindest nach dem lahmen Beginn keine nennenswerten Längen auftreten. Die Logik wird arg strapaziert und die zwar recht häufige, aber schrecklich einfallslos und unspektakulär inszenierte Action haut niemanden vom Hocker und trotzdem gibt es wesentlich Schlimmeres im B-Sektor – gerade in den letzten Jahren.
Fazit:
Bleibt festzuhalten, dass „Air Marshal“ videothekenkompatible Massenware ist, die herzlich wenig aus seinem brisanten Szenario herausholt und nur das Standardprogramm, das ja nun schon aus zu vielen Zugentführungen bekannt ist, abspult. Mit Ruhm bekleckert sich hier niemand, richtig schämen müssen sich hier allerdings auch nur die CGI-Jungs von Nu Image. Bleibt fade Kost, die sich nur die Interessierten anzuschauen brauchen.