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Als im Setting eines Gefängnisses gesetzter Actionthriller war Breakout Brothers (2020) zur Entstehungs- bzw. der (durch die Pandemie bedingten weit auseinander liegenden) Veröffentlichungszeit ein vergleichsweise ungewöhnlicher aktueller Hongkong-Film in Sachen Genre her; scheinbar war auch das Entgegenkommen des Publikums derart ausgeprägt, dass nicht nur zwei Fortsetzungen zügig beschlossene Sache und noch zügiger abgedreht, sondern mit Golden Escape (2022) auch eine Art Trittbrettfahrer, fast wie ein Spin-off hierzu erschienen sind. Andere Achtungserfolge des einheimischen Kinos (wie Chili Laugh Story, Mama's Affair oder Table of Six) lassen zusätzlich auf eine gute Durchblutung des die letzten Jahre durch verschiedene Ursächlichkeit recht anämischen Filmwelt hoffen, zumal theoretisch auch noch und dies längst angekündigt die feminine Variante hiervon, der Prison Flowers a.k.a. Women in Grid als weiterer Artverwandter und mehrere Gangster-/Triadenfilme in den Startlöchern stehen:


Stanley Prison. Nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch steckt nicht nur der ehemals schwerreiche Unternehmer Ho Chun [ Ron Ng ] erneut und diesmal auch wesentlich länger als ursprünglich gedacht hinter Gittern, als auch wegen Korruption der involvierte ehemalige Anstaltsleiter Tang Hon-Chung [ Kenny Wong ], der sich natürlich aufgrund seiner früheren Stellung keine Freunde unter den Insassen gemacht hat. Der neue Anstaltsleiter Ma [ Moses Chan ] bewahrt den auf seine Art und Weise prominenten Häftling auch so lang wie möglich in Einzelhaft auf, kann aber eine Kontaktaufnahme zwischen Ho und Tang nicht verhindern, wobei beide schnell einen weiteren Ausbruch planen; als Helfer und gleichzeitig Sündenböcke sollen dabei Lam Kwok-Lung a.k.a. Big Roller [ Patrick Tam ] und Scar [ Justin Cheung ] herhalten.

Wurde der Erstling noch in sich abgeschlossen, steht bei Breakout Brothers 2 (2021) bereits ein 'to be continued' am Ende und kurz vor dem Abspann und wird diese Weiterführung in einem Bereich auch bereits angedeutet bzw. gar exerziert; die Zeiten haben sich zuweilen geändert und die Seiten sind verdreht. Da zwar bereits zwei Ausbrüche stattgefunden haben, aber die jeweiligen Flüchtigen auch wieder eingefangen wurden oder sich gestellt haben, sind alle Beteiligten aus den beiden Vorgängern noch da und die Schar an Personen dadurch angewachsen, was hier noch durch weitere Darsteller weiter potenziert wird. Nicht nur in der Behandlung der Filme seitens des dafür verantwortlichen festen Drehteams (Regisseur Mak Ho-Pong und Autor Edmond Wong) bleibt man sich gleich, sondern auch in der Auswahl der Besetzung; zuvor wurde Ron Ng, hier nun Moses Chan und damit ganz ähnliches (kleines) Kaliber, ein Star von den Fernsehbildschirmen und Aushängeschild von Television Broadcast Limited nämlich eingeführt.

Neu ist, der dritte Teil scheint eingangs einen düsteren Ton einführen zu wollen, man startet mit einer Art erbitterten Käfigkampf, zwischen zwei Figuren, die sich die früheren Ereignisse überhaupt nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen sind und eher geholfen haben; ein völliger Kontrast zu dem comigalen Einstieg der ersten und der mittleren Episode, die Zielgruppenrecht locker gehalten wurde und sich als buntes Entertainment und lockeres Männerkino, hier eher als Gefängnisthriller mit einigen Absurditäten präsentiert. Eine direkte Rekapitulation der früheren Ereignisse findet hier nicht statt, zumindest keine Raffung dessen in einer Montage, peu à peu werden einige Informationen für Unkundige gestreut, so gibt es einen neuen Anstaltsleiter, während der alte inzwischen selber zu den Insassen gehört. Außerdem werden alte Feindschaften weiter betrieben; und eine Beschwerde wegen zu wenig Toilettenpapier eingelegt.

Was der Film trotz des gleichen Milieus und der entsprechend auch stets selben Örtlichkeiten (dunkle Großraumsäle, gefüllt mit vielen braun gekleideten Gestalten, ein wenig Küche, ein wenig Büro, die karge Bibliothek, Außenszenen bloß der Innenhof) und der beibehaltenen Figuren schafft ist, dass die dramaturgische Dynamik auch hier von Anbeginn an funktioniert und abwechselnd gar gehalten ist. Die, die hier ausbrechen wollen, sind nicht mehr die Protagonisten, sondern die Antagonisten, was die Sympathien und Identfikationen offen oder zumindest fraglich hält; zudem haben sich einige Positionen verändert, ehemalige Insassen und frühere Hauptpersonen haben irgendwann ihre Strafen abgesessen und sind nun anderweitig, (wie Louis Cheung und Adam Pak) von außen (oder bis auf Cameo ganz außen vor), oder weiter von innen, aber in offizieller Stellung involviert. Die Startszene mit der Körperlichkeit im Kampfduell zwischen den Häftlingen zieht sich fort, mittig wird ein Sparring anberaumt, das als Einsatz gar eine Hand und natürlich die Vorherrschaft im Stanley Prison und vorhergehend einiges an Training fordert; waren die Teile vorher eine Art Caper Crime, wird jetzt Undisputed und später auch ein Ausbruch mit Waffengewalt statt (nur) mit Tricks und Finten draus. Ansonsten bleibt alles beim Gleichen, Regie und Schauspiel sind nicht anders, sondern genauso gut und rundherum solide wie sonst.

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