"Tár" ist wie die Pandemie. Lange, langweilig und nervlich sehr strapziös. Er zieht sich gefühlte Stunden, bis man ankommt, ohne ein konkretes Ziel anzusteuern. "Tár" ist mühsam, schwer, nicht mit "Black Swan" zu vergleichen.
Ich bin mir sicher, dass "Tár" nur ein sehr begrenztes Publikum auf seine eigene Art und Weise ansprechen wird. Für den Rest der ZuseherInnen ist er eine gefühlte Fortsetzung der Pandemie.
Für mich ist "Tár" nicht so brilliant, wie er von Manchen hochstilisiert wurde und wird. Er ist auf seine eigene Art und Weise ein Kunstwerk, andererseits ein Ausfluss der Pandemie und ist für Liebhaber der klassischen Musik sicherlich ein Genuss. Abseits dieses Spektrums kann "Tár" nur sehr schwer andocken.
Ich liebe Arthouse, ich liebe außergewöhnliche Ideen, Cate Blanchett spielt sehr intensiv und überzeugend, ansonsten solide Inszenierung, auf einige wenige Orte beschränkt.
Immerhin schafft es der Film, eine gewisse "Spannung" im Sinne von Interesse aufzubauen. Er kommt ohne jeglichen Score aus, nur die klassischen Einlagen vermögen ein wenig zu fesseln, obgleich ganz ohne Musik hätte man 160 Minuten nicht übertanden.
Aber "Tár" macht neugierig. Man erwartet sich Etwas. Vielleicht liegt dies an den vielen Preisen, welcher er gewonnen hat. Man wartet und wartet. Man wartet auf den Peak, auf den Kick. Doch dieser scheint einfach nicht zu kommen. Man bleibt dennoch "hängen" und wartet.
Der Charakter von Tár ist gleichzeitig faszinierend, anziehend, sowie abstoßend und erschreckend. Eine hochintelektuelle, hochbegabte, lesbische "Power-Emanze", um deren Kraft und Ausstrahulung ich sie beneide. Trotz all dieser Vorzüge scheint mir, als gebe es keinerlei Sinn in ihrem Leben. Diese bewusste oder unbewusste Verzweiflung, sinnlos zu existieren, färbt auf ihr Umfeld ab. Ich würde gerne mit Blanchett auf ein Getränk gehen, mit Tár nicht. Niemals.
Ich würde Tár nicht als egostisches Miststück bezeichnen, viel zu tragisch ist ihre Figur. Sie denkt, nur für ihre Kunst leben zu müssen. Vergisst jedoch gleichzeitig hierbei ihr Leben tatsächlich zu leben.
That's it. Im Grunde genommen ist es keine Charakterstudie einer frustrierten lesbischen Frau mittleren Alters, mit Ruhm, Erfolg und tiefem Fall, sondern vielmehr ein Portrait eines Künstlers oder einer Künstlerin, welcher, welche die Zeiten der Pandemie durch Erstellung dieses Drehbuches überbrücken wollte.
"Tár" ist weder Fisch noch Fleisch. Er ist möglicherweise eine Beilage ohne Hauptspeise. Ein nicht marinierter Salat. Aber er ist ein Salat. Zumindest.
Blanchett ist toll, der Film unter Berücksichtigung aller Pros und Cons Müll. Sorry. Es gibt de facto keine Handlung. Blanchett hält minutenweise Monologe nacheinander. Auch ist mir nicht begreiflich, warum Homosexualität in den Mittelpunkt gestellt wird. Auch wird, aufgrund Tár's Heimat Berlin, auch auf Ost-West, DDR usw. Problematiken hingewiesen. Ergibt für mich keinen wirklichen Sinn.
Übrig bleibt recht wenig an Pros. Kunst, Homosexualität, der Osten und pure Langeweile.
Leute, wenn ihr auf all diese Komponenten in wirklich interessanter, unterhaltsamer und auch toller Inszenzierung steht, dann seht euch das Remake von "Suspira" an. Statt Blancett hoffte ich jeden Moment, dass Tilda Swinton aus irgendeinem Winkel daher kommt und dieses öde Trauerspiel beendet.
Für mich ein Pandie-Opfer, keinerlei Preise wert. Wenn man sich quälen möchte, bitte gerne. Lieber gebe ich Geld für den tatsächlichen Besuch eines Symphonieorchesters aus und lausche denen, als mich sinnlos dieser wirklich sinnentleerten filmischen Folterung ein zweites Mal hingeben zu müssen.
Mancheiner mag über "Tár" pseudo-philosophieren, klar, Manche mögen ihn in seine Einzelteile zerlegen und jeden verkrampften Gesichtsausdruck von Blanchett analysieren und interpretieren, hat er doch einen Oscar gewonnen. Für mich es er einfach nur Schrott und ich neige regelmäßig dazu, leichter Unterhaltung aus dem Weg zu gehen und mich mit härterer Kost zu konfrontieren, doch "Tár" ist keine Kost. Es ist ein veganer Salat.