Review

iHaveCNit: The Whale (2023) – Darren Aronofsky – Studiocanal / A24
Deutscher Kinostart: 27.04.2023
gesehen am 29.04.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 5, Platz 8 – 18:00 Uhr

Als einen der letzten Filme, die dieses Jahr bei der Verleihung der Academy Awards eine wichtige, ausgezeichnete Rolle gespielt haben, habe ich nun die Gelegenheit wahrnehmen können, Darren Aronofskys „The Whale“ zu sichten. Doch was hat dieser Film außerhalb der natürlich gerechtfertigt ausgezeichneten Arbeit im Bereich Make-Up und Hair-Design und einer großartigen Darstellung eines Brendan Fraser zu bieten ?

Charlie ist Lehrer und unterrichtet online seine Schüler. Dabei lässt er sich jedoch nie blicken, denn Charlie ist nach einem Schicksalsschlag, der ihn auch von seiner Tochter und seiner Frau entfremdet hat in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Seine mehr als adipöse Last, die er mit sich herumträgt nimmt mittlerweile extrem lebensgefährliche Zustände an, vor denen er auch von seiner Krankenpflegerin Liz gewarnt wird. Inmitten der vermutlich wenigen Zeit, die ihm noch bleibt, ist ihm vor allem die Zukunft seiner Tochter wichtig.

„The Whale“ ist in erster Linie, genau wie Aronofskys „The Wrestler“ ein Vater-Tochter-Drama, das mal abgesehen vom sicherlich auf eine erfolgreiche Award-Saison gelegten Fokus auch erzählerisch sicherlich Überschneidungen hat – was damals bei „The Wrestler“ nicht funktioniert hat, hat dafür umso besser nun bei „The Whale“ funktioniert. Die Comeback-Geschichte eines Brendan Frasers gehört mit zu den großen Erfolgsgeschichten der zurückliegenden Award-Saison. Mir hat seine Performance in „The Whale“ auch sehr gefallen, selbst wenn natürlich auch ein Teil davon durch den Einsatz eines aus mehreren Schichten bestehenden Fatsuits wesentlich unterstützt wird. Seine schauspielerischen Gegenparts wie Hong Chau, Sadie Sink und Samantha Morton haben für mich auch großartig funktioniert. Das herzliche, menschliche Drama hat mich durchaus berühren können, aber die ganz große emotionale Bindung ist ausgeblieben, selbst wenn ich den Film aus betroffener Sicht aus beiden Seiten (in meinem Fall als selbst adipös Übergewichtiger und auch als Kind, dass sich von seinem adipös übergewichtigen Vater entfremdet hat) nachvollziehen kann. Der Film hat inszenatorisch und symbolisch mit zu viel Ballast zu kämpfen, der eigentlich nicht nötig gewesen wäre. So trägt er symbolisch und erzählerisch manchmal zu dick auf, damit wir mit den gewünschten Emotionen gefüttert werden. Natürlich habe ich mich im Vorfeld durchaus oberflächlich mit den Ansätzen einer gegebenenfalls aus dem Film ergebenden Fett- und Homophobie als auch dem damit verbundenen Fat-Shaming beschäftigt. Für mich und auch andere Betroffene mag es durchaus verletzend und unangenehm sein, sich mit den Ursachen, Folgen und Konsequenzen des teils sogar selbst verschuldeten, eher negativen Gesundheitszustand auseinanderzusetzen, der darüber hinaus noch mit medizinischen Fakten belegt wird. Der gesundheitliche Zustand eines Menschen sollte jedoch nie mit dem eigenen vielleicht positiven Körpergefühl und auch mit dem persönlichen Selbstwert eines Menschen zusammengeworfen werden. Ob sowohl Aronofsky als auch der Drehbuchautor Samuel D. Hunter, der diesen Film auf Basis seines Bühnenstücks geschrieben hat, dass nun hier als Kammerspiel inszeniert worden ist, den Film und das Bühnenstück auch von der Intention her als Weckruf interpretiert, dass ein zu ungesundes Körpergewicht konsequenzfordernde Folgen für die Gesundheit und auch das Leben hat, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Beiden geht es sicherlich mehr um die sich aus der Katharsis eines Mannes ergebende Absolution und dem Vermächtnis, dass er hinterlässt.

„The Whale“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Details
Ähnliche Filme