Review

Mel Gibson in einer gen Schluß hin sehr öden Komödie

Wenn ich meine Reviews der letzten Zeit so betrachte, dann fällt auf, daß sich die Tendenz der gesehenen Filme weg von Action und hin zum Komödienfach bewegt. Das mag wohl vor allem an meiner Liebsten liegen, die eher lacht als sich an gelungenen Schlägereien zu erfreuen. Und so kommt es, daß am Sonntag abend statt einer DVD aus meinem Regal die Fernbedienung regiert, es ist Blockbusterzeit auf RTL, zur besten Sendezeit, da darf man mit nichts anderem rechnen als mit relativ jugendfreier Unterhaltung. Schade nur, daß Produktionen wie die der Review zugrunde liegenden niemals auf die ganz sicheren Bänke verzichten, es muß ein Happy End her, Charakterwandlung inklusive, und das ist für diesen Film hier leider der Garant für ganz groben Punktabzug, denn irgendwann hat man es als Konsument einfach satt, den immergleichen Schmarrn zu schlucken. Dabei wäre aufgrund der Ausgangslage so viel mehr möglich gewesen!

Wir sehen in New York Nick und Darcy, beide bei einer Werbefirma in Lohn und Brot, leider aber verfeindet, denn Darcy hat Nick den sicheren Chefposten weggeschnappt. Woran liegt es? Die Kunden brauchen frauenspezifische Werbung, es ist der alte Kampf um die Zielgruppen, und Nick als ganz offensichtlicher Mann hat von den Wünschen der Frauen keine Ahnung. Als er während eines Selbstversuchs mit Kosmetika durch eine Verkettung von dummen Umständen einen Stromschlag erleidet, verändert sich sein Leben völlig, denn von nun an kann Nick genau das, was wir Männer seit Menschengedenken vergeblich versuchen: er kann die Gedanken von Frauen lesen und weiß genau, was diese wollen – ob es nun um Konsum, Sex, aktives Zuhören, Verständnis oder ähnliches geht – Nick ist der Frauenversteher vor dem Herrn. Zunächst nutzt er seine Gabe, um die Rivalin auszustechen, als er sich dann aber in genau diese Dame verliebt, ist Schluß mit lustig. Fürderhin wandelt er sich von Saulus zum Paulus, stellt so ganz en passant die Beziehung zu seiner Tochter wieder her, verzichtet auf den Chefposten, alles um der Liebe zu Darcy willen. Und das ist genau die letzte halbe Stunde Film, die diesem das Genick bricht.

Dabei hat alles so gut angefangen, es ist eine Freude, dem bekannten Macho Gibson zuzusehen, wie er sich teils selbst auf den Arm nimmt. Und als dann die Gedanken der Frauen offenbart werden, scheint es kein halten mehr zu geben, da wird intrigiert und geheuchelt, daß es nur so eine Freude ist. Aber der Film will zu viel, unverständlich die Segmente mit der Tochter, viel zu ausschweifend die Liebesgeschichte, die auch irgendwie blaß wirkt, was meiner Ansicht nach vor allem an der sehr fad aufspielenden Helen Hunt liegt. Gibson spielt sie alle an die Wand, der Ausflug ins komödiantische war für ihn sichtlich ein großer Spaß, aber die Konventionen und Barrieren des Genres lassen einen wirklich guten und lustigen Film nicht zu. Zum Schenkelklopfen ist das ganze ohnehin nicht, es dominiert eher der Humor spitzer Dialoge, aber auch das nimmt nach zwei Dritteln der Spielzeit leider stark ab. So hätte man als Mann allein nach 70 Minuten ausgeschaltet, hätte noch ein Buch gelesen und dabei ein Bier getrunken, aber es gilt auszuharren bis zum bitteren Ende. Was tut man nicht alles für die Frauen…genau das, was Frauen wollen – 6/10.

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