Review

"Was Frauen wollen" kann man wie eine der Flaschen Rotwein beschreiben, die Mel Gibson im Film so gerne trinkt: Spritzige Note, der erste Schluck fruchtig und vollmundig, das Bukett vielversprechend, aber doch schwach im Abgang.

Ein Komödie über die Gedanken der Frauen soll es sein, da können wir natürlich schon sicher sein, daß gerade die Frage nach den wahren Gedanken der Frauen hier nicht beantwortet wird, sondern lediglich als Aufhänger für die Läuterung eines (sympathischen) männlichen Chauvinisten herhalten muß. Wenn dieser auch noch von Mel Gibson gespielt wird, kann man von einer starken Zentrierung auf die Hauptfigur ausgehen und so geschieht es hier auch.

Trotzdem ist die Prämisse amüsant genug, um anderthalb Stunden gut zu unterhalten. Gibson ist in absoluter Hochform und liefert mimisch und physisch eine komödiantische Bravourleistung ab, ohne in Albernheiten abzudriften. Sein Macho ist so liebenswert, daß man fast verstehen kann, daß ihm noch keine Frau die Meinung laut gesagt hat. Die stärkeren Szenen sind natürlich die, nachdem er seine neue Gabe erhalten hat, doch hier wiederkäut der Film vergnüglich nur Klischees, doch das fällt kaum auf.
Wer ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema wünscht, darf nicht in einen Mel-Gibson-Film.

Ein hübsches Szenario aus unterschiedlichsten Frauengestalten kreuzt da täglich Nicks Weg und jede steht (natürlich) für ein bestimmtes Kapitel seiner Läuterung. Hervorzuheben sind hier sicherlich Marisa Tomei als hibbelige, sexuell unterforderte Coffeeshopangestellte und Ashley Johnson als Nicks Tochter, die endlich mal nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht und den Teenager vollblütig rüberbringt. Überraschend blaß dagegen Helen Hunt, deren Rolle hier stark von den eingebauten Gags abhängig ist, die natürlich mehrheitlich auf Nick gehen.

So scheint der Film zwei Drittel seiner Laufzeit in voller Fahrt zu sein, ehe er dann doch zum guten Schluß ins Stottern gerät, denn hier wußte der Autor offenbar nicht, daß mehr nicht immer besser ist. Nick geht völlig auf in dem Bemühen, sich mit allen Frauen gut zu stellen, was zum Schluß bedeutet, eine Selbstmordkandidatin zu retten, seine Tochter zu trösten, Darcy den Job zu retten und sie letztendlich auch noch zu bekommen. Wäre hier mit Augenzwinkern inszeniert worden, hätte man noch was retten können, doch Regisseurin Nancy Myers gibt uns die volle Romantikdröhnung und so wirds mit jeder Minute sirupsüßer und schmalziger. Fast unbemerkt ist Nick geläutert, doch allzu dick aufgetragen wird noch das Liebes-Happy-End und verdirbt ein wenig den unterhaltsamen Gesamteindruck.
Bonuspunkte vergebe ich für den jazzigen Soundtrack und die vielen Sinatra-Songs, die uns über den Film begleiten, sowie für eine wohlgerundete Ausstattung.

Leider ergibt das alles nur eine 7/10, wobei die ersten zwei Drittel 8 und das letzte Drittel 6 abbekommen hätten. Das Beste soll aber nicht zu Beginn, sondern zum Schluß kommen und da läßt der Film merklich nach. Aber vielleicht haben wir das alles falsch verstanden: natürlich werden wir nicht erfahren, was Frauen wollen, aber ein Blick ins Kinorund überzeugt uns überdeutlich davon, daß diese Mischung das ist, was VIELE Frauen SEHEN wollen, wenn sie denn ins Kino gehen. Und eine Menge davon hat mit Mel Gibson zu tun...

Details
Ähnliche Filme