Review

iHaveCNit: Lieber Kurt (2022) – Til Schweiger – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 15.09.2022
gesehen am 16.09.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 12 – 20:00 Uhr

Trauerverarbeitung ist ein sehr gern genutztes Thema im Film. Im deutschen Film gab es das in diesem Jahr bereits mit „Wolke unterm Dach“ mit Frederick Lau und nun schickt sich Til Schweiger an, den Roman „Kurt“ von Sarah Kuttner verfilmt zu haben, in dem es natürlich auch um Trauerverarbeitung geht. Die thematische Entwicklung von Til Schweiger gefällt mir sehr gut, nachdem er letztes Jahr bereits mit „Die Rettung der uns bekannten Welt“ das Thema von „psychischen Erkrankungen“ ins Auge gefasst hat. Und „Lieber Kurt“ hat mir sogar noch eine Ecke besser gefallen als sein Vorgängerfilm.

Kurt ist seit einiger Zeit von seiner Frau Jana geschieden und bereits mit Lena zusammen. Damit er viel mehr Zeit mit dem gemeinsamen Sohn Kurt – den er und Lena über alles lieben - verbringen kann, zieht er mit Lena in ein renovierungsbedürftiges Haus in der ländlichen Region Brandenburgs. Nach wenigen Wochen passiert jedoch in der Schule ein Unfall, bei dem der kleine Kurt von einem Klettergerüst abrutscht und tödlich verunglückt. Inmitten der Trauer von Kurt und Jana stellt sich vor allem für Lena die Frage, wie sie damit umgehen soll.

„Lieber Kurt“ ist durchaus ein emotional herausforderndes und für Schweiger-Verhältnisse untypisches charakterorientiertes Drama geworden, dass sich auch in eine etwas progressivere Richtung entwickelt hat. Emotional herausfordernd, weil wir immer wieder zwischen traurigen und heiteren Momenten wechseln und man mitlachen möchte, aber das Lachen einem bei der Trauer schwer im Hals stecken bleiben kann. Diese Wechsel zwischen traurigen und heiteren Momenten wirkt in seinen Zeitsprüngen und Rückblenden dann hin und wieder etwas zu redundant, der Film tritt ein wenig auf der Stelle und kommt nicht voran. In gewisser Art und Weise ist das aber auch Stilmittel, um auch als Zuschauer die Trauer etwas länger mit zu verarbeiten, was den Film an dieser Stelle schon zu einem Downer machen kann. Inmitten des Dramas komme ich durchaus positiv auf das Schauspiel von Schweiger zu sprechen, das durchaus tragisch und konsequent wirkt. Am Besten jedoch hat mir hier Franziska Machens in ihrer Rolle der Lena gefallen und ihrer Suche nach der passenden Rolle und dem Umgang mit der Trauer von Kurt, der Unterstützung von Kurt und auch der eigenen Trauerverarbeitung. Natürlich lässt sich bei der optischen Aufmachung des Films der klassische Schweiger-Stil nicht ganz vermeiden und die Darstellung einiger Situationen wirken eher wie ein überhöhtes Märchen als ein bodenständiges Drama – wobei gerade ein stärkerer Fokus auf Franziska Machens´ Lena und dem bodenständigen Drama dem Film noch viel mehr Kraft gegeben hätte und er sein volles Potential entfalten hätte können.

„Lieber Kurt“ – My First Look – 7/10 Punkte.

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