Nein, leider, 40 Minuten reichen nicht!
In gut informierten Actionfilmfankreisen gilt das Original von „Gone in 60 Seconds“ aka „Die Blechpiraten“ ja also eine Art Kronjuwel zukunftsweisenden Verschrottens von Automobilen auf Film, noch dazu kostengünstig und aufwändig inszeniert und geschmacklich so im Schlaghosen-Schnauzbart-Zeitkolorit eingebrannt, dass die „Beastie Boys“ in dem gleichen Look gleich ein ganzes Musikvideo drehten („Sabotage“).
Herzstück des Ganzen sind und bleiben – und daran will ich auch gar nicht rühren – die finalen 40 Minuten Autoverfolgungsjagd durch sechs kalifornische Küstenstädte, bei denen mehr als 90 Wagen verschrottet wurde und Massen von Streifenwagen im Einsatz waren.
Bevor es dazu kommt, muss man sich jedoch durch eine gute Stunde ziemlich amateurhaftes Filmemachen quälen, bei denen die Autoreparierer/Autoschieber vom Fach ihre Profession ausgiebigst darstellen können, ihren Großklauauftrag über den Klau von 48 edlen und sehr schnellen Automobilen annehmen und ihn nach und nach mit Dreistigkeit und Können absolvieren.
H.B. Halicki kann sich rühmen, ein guter Fahrer und ein noch besserer Mechaniker gewesen zu sein, ein Autor oder Regisseur ist er nicht. (Von einem Darsteller mal ganz zu schweigen, aber das gilt hier für den kompletten Cast.) Das Geschehen auf der Leinwand konstrastiert stark mit dem „Erzählten“, was eher nebenbei in über das Bilder gelegten Dialogen geschildert wird, damit man die oft recht beliebig wirkenden Aufnahmen überhaupt versteht. Manche Sequenzen scheinen keinen Sinn zu ergeben und die Darsteller, wenn man sie unter ihren Schnurrbärten und Perücken überhaupt mal richtig erkennen kann, bleiben blass und rätselhaft.
Ein festes Skript gab es schließlich gar nicht und man hat den Plot offenbar um das schon vorhandene Bildmaterial herum angeordnet, was sich nicht eben für Koheränz oder Spannungsaufbau eignet. Schnitt und Bildsprache wirken hier noch sehr ungeübt und die Ausleuchtung ist definitiv unter Standard.
Dafür haben Autofans hier natürlich ihren Spass, vor allem, wenn man die Benzinfresser und Großlimousinen der 70er bewundert, denn es gibt nur selten eine Szene ohne Autos in Bewegung.
Und weil es mit dem Spannungsaufbau nicht so recht klappen will, erscheint auch der Einstieg in die finale Verfolgungsjagd zunächst gar nicht wie diese. Halicki wird einfach beim Diebstahl erwischt, die Polizei verfolgt ihn und die Verfolgung beginnt…und dauert…und dauert…und dauert. Und dann ist der Film – nach erstaunlichem Aufwand – irgendwann vorbei. Nicht mal den Grundplot rund um die Autolieferung oder den Verrat seines Kumpels arbeitet man noch auf, es ist einfach Schluss.
Und auch die großangelegte Verfolgungsjagd – die etwa in „The Blues Brothers“ mehr als deutlich aufgegriffen und verfeinert wurde – wird immer wieder unterbrochen von Bildern der Rettungskräfte, den überflüssigen Kommentaren eines Radiomoderators und diversen Interviews, die ein Reporter mit Zeugen auf der Straße dreht, die aber komplett überflüssig und tempohemmend wirken. Immerhin sind die ganzen Straßenszenen und viele Reaktionen authentisch, denn dass es sich um Dreharbeiten handelte, war für die Öffentlichkeit nicht unbedingt erkennbar.
Für Auto- und Nostalgiefans überantworte ich den Film liebevoll in deren kompetente Hände, aber selbst 1974 hatte es schon finessenreichere Autojagden in Filmen gegeben (wie z.B. in „Bullitt“), allerdings mit deutlich weniger Aufwand. Für mich gilt aber nach einer strapaziösen Sichtung nur: „Nice Try!“ (4/10)