Adrian Hovens Krimi über einen Frauenmörder, der versucht, eine minderjährige Zeugin zum Schweigen zu bringen, beeindruckt durch die Präsenz und Ausstrahlung der damals etwa zehnjährigen Susanne Uhlen. Da das Katz- und Maus-Spiel zwischen dem Mörder ihrer Mutter, gespielt von Carl Möhner, und ihr selbst das eigentliche Spannungsmoment des Films bildet, ist es etwas schade, dass ihr und diesem Teil der Handlung nicht mehr Spielzeit gewidmet ist. Denn die Ermittlungen eines sympathischen Folco Lulli und eines frech agierenden Harald Juhnke inmitten eines betont anrüchig in Szene gesetzten Halbweltmilieus, in dem sich neben der üppigen Sonia Romanoff auch der Regisseur selbst in der Rolle des "Sanften Waldemar" herumtreibt, vermögen trotz des Charmes der einen oder anderen Figur nicht so zu fesseln wie Claudias (Uhlen) Flucht durch die verschiedensten Ecken und Winkel Wiens.
Wie stark sich die kindliche Susanne Uhlen in die von ihr gespielte Figur hineinzudenken vermochte, merkt der Zuschauer etwa während eines Dialoges, dem die hilflose Beschwichtigung des gutmütigen Polizeirats (Lulli) vorausging, ihre Mutter sei nur im Krankenhaus und würde bald wieder bei ihr sein; als sie aber mit zwei anderen Polizisten im Auto sitzt und sie einer davon als "Tochter der Ermordeten" bezeichnet, reagiert Uhlen derart authentisch, dass man in diesem kurzen Moment das ganze Leid und die Verunsicherung dieses Kindes zu spüren meint. So wirkt auch der Vertrauensverlust, der das Mädchen zu einer Odyssee durch Gassen und Verstecke bis zu einem klassischen Showdown veranlasst, aus solcherlei Szenen heraus sehr nachvollziehbar. Auch ihre Angst beim ins Spiel gebrachten Stichwort "Waisenhaus" wirkt gerade vor dem heute bekannten Hintergrund der Misshandlungen in derartigen, oft kirchengeführten Institutionen sehr nachvollziehbar.
Ansonsten erweist sich der vom Label "Filmjuwelen" in ordentlicher Qualität präsentierte Film Hovens als gut besetzter, leicht angeschmuddelter (und somit Hovens Weg Richtung Exploitationkino ein wenig vorausdeutender) Krimi, zu dem man noch bemerken könnte, dass Adi Berber, der in den Wallace-Krimis wegen seines derben Äußeren meist geistig zurückgebliebene Figuren zu spielen bekam, hier in einer kleinen Rolle als diesbezüglich unauffälliger Polizist zu sehen ist. Juhnke ist zum Glück nicht völlig zum Clown karikiert, wie es meist bei Eddi Arent in den Wallace-Filmen der Fall war, sondern wirkt in seinem eher erwachsenen Sarkasmus deutlich glaubwürdiger. Und statt eines pomadigen Charmeur-Kommissars bekommt man den liebenswerten Folco Lulli vorgesetzt, der mir natürlich noch aus "Lohn der Angst", einem der stärksten Filme aller Zeiten, in Erinnerung war. Alles in allem wurde hier, wenngleich das Spannungspotenzial der Zeuginnenjagd nicht ausgeschöpft wird, doch vieles richtig gemacht.