Review

Es krabbelt mal wieder.
Bei diesem Tierhorrorfilm steht das Arbeitstier Ameise im Mittelpunkt des Geschehens, welches sich deutlich von ähnlich gelagerten Genrevertretern abhebt.
Während üblicherweise mutierte Viecher eine Gegend angreifen und am Ende durch Feuer oder Giftgas gestoppt werden, geht Regisseur Saul Bass nach einer Vorlage von Mayo Simon recht ruhig und analytisch, ja fast philosophisch zu Werke.

Der Zuschauer erlebt, unterteilt in vier Phasen, wie sich die Wissenschaftler Hobbs (Nigel Davenport) und Lesko (Michael Murphy) in der Wüste Arizonas eine Forschungsstation einrichten, um dem intelligenten (aber auch Menschheit bedrohlichen) Treiben der Ameisen ein Ende zu bereiten.
Phase 1: Ameisen errichten in der Wüste 7 große Türme
Phase 2: Die Türme werden gesprengt, die Ameisen greifen eine Farm an.
Phase 3: Kommunikation mit den Ameisen, die Königin soll vernichtet werden
Phase 4: Der Mensch kann nur überleben, wenn er eins mit der Natur wird.

Was diesen Streifen vor allem sehenswert macht, ist die ausgezeichnete Kameraarbeit von Ken Middleham. Er liefert Aufnahmen von Ameisen im Detail, wie sie ihre Nahrung schleppen, wie sie im Zeitraffer ein Nagetier zersetzen und sich formieren. So nah ist die Kamera ansonsten nur bei gutgemachten Tierdokumentationen dran.

Allerdings lässt der dadurch entstehende Dokucharakter auch kaum Spannung zu, eine direkte Konfrontation zwischen Mensch und Ameise gibt es an nur wenigen Stellen im Film. Ansonsten wird über hochtechnische Geräte mit Ameisensprache kommuniziert, während Makros der Krabbler gezeigt werden. Erklärende Hintergründe über die Aggressivität der Ameisen werden nicht geliefert und auch das offene Ende wird den einen oder anderen Zuschauer etwas ratlos zurücklassen.
Auch die Tatsache, dass die Ameisen den Wissenschaftlern immer einen Schritt voraus sind und deren nächste Schritte zu vereiteln wissen, ist nicht ganz nachvollziehbar.

Atmosphärisch dicht ist die Inszenierung aber dennoch ausgefallen, die stille Bedrohung der Ameisen wird durch einen ausgezeichneten Score von Brian Gascoigne und Desmond Briscoe unterstützt, der markanterweise an frühe „Tangerine Dream“ – Werke erinnert.
Die Schauspieler, Nigel Davenport und Michael Murphy, verleihen den Wissenschaftlern überzeugende Gestalt und Lynne Frederick kann als Überlebende der Farm ein traumatisiertes Opfer glaubhaft darstellen.

Wer (wie beim üblichen Tierhorror) schreiende Opfer und Blut erwartet, sollte „Phase IV“ umgehen, denn Action und konventionelle Szenenabläufe gibt es hier nicht. Vielmehr erlebt der Zuschauer zwei brütende, aber auch sehr unterschiedlich eingestellte Wissenschaftler, die sich nach subjektiven Richtlinien dem übermächtigen Ameisenvolk nähern. Etwas psychedelisch ist das Ganze schon verpackt, denn das Kammerspiel des Tierhorrors benötigt etwas Geduld des Zuschauers, aber - der nächste Gang über den heimischen Rasen wird mit Sicherheit nicht barfuss stattfinden…
7 von 10 Punkten

Details
Ähnliche Filme