„Der Dokumentarfilm von Klaus Lemke erinnert an das Lebensgefühl der 1970er-Jahre anhand zahlreicher, so humorvollen wie detailreichen Anekdoten und Filmausschnitten seiner eigenen Werke.“, so heißt der Werbetext in der ARD-Mediathek. Ich weiß ja nun nicht, was ich für einen Film gesehen habe, aber offensichtlich einen ganz anderen. Zwei oder drei kurze Anekdötchen rund um Sylvie Winter und Cleo Kretschmer und runde 55 Minuten Filmausschnitte ergeben nach meiner persönlichen Meinung nun noch lange keinen 60-minütigen Dokumentarfilm. Wo waren die Erinnerungen an das Lebensgefühl, gerade der Künstlerszene in Schwabing? Wo waren die Erlebnisse bei den Dreharbeiten, mit den Darstellern, beim Zusammensein mit der Crew? Wo die lustigen, dramatischen, tragischen oder einfach nur unglaublichen Episoden rund um das Filmemachen mit improvisierten Dialogen und Schauspielern, die nicht von der Filmschule sondern vom Leben kamen? Wo waren Paul Lyss und Rolf Zacher, wo Puppa Armbruster und Marquard Bohm?
CHAMPAGNER FÜR DIE AUGEN – GIFT FÜR DEN REST ist enttäuschend, weil eine kaum kommentierte Zusammenstellung von Filmausschnitten auch auf YouTube auffindbar wäre, aber das, was das Leben eines Filmemachers von vor 50 Jahren wirklich ausmacht, hier nicht einmal ansatzweise geschildert wird. Stattdessen setzte Klaus Lemke sich vor eine Kamera und verknüddelt sehr kurze Erinnerungen an die Schauspieler mit längeren Inhaltsangaben der Filme, die dann szenenweise ausgiebigst gezeigt werden. Bei aller persönlichen Verehrung für Klaus Lemke, CHAMPAGNER.. kann man sich sparen, außer man möchte eine Abfolge der gelungensten Viereck-/Kretschmer-Szenen schauen. Aber dies wäre dann auch der einzige Grund, denn mehr gibt es hier leider tatsächlich nicht.