Tess hat Pech: Nicht nur, dass ihr Airbnb in der heruntergekommensten Gegend Detroits liegt, es wurde auch doppelt gebucht und ist bereits von einem überfreundlichen jungen Mann (ausgerechnet: "Pennywise" Bill Skarsgard) bewohnt. Ob sie ihm trauen kann, ist jedoch bald nicht mehr die wichtigste Frage in diesem Film.
Das ungeheuer stilsicher inszenierte Regiedebut von (Comedy-)Schauspieler Zach Cregger weiß genau, was wir denken und spielt gekonnt mit Erwartungshaltungen und genretypischen Situationen. Die Versatzstücke sind alle bekannt, aber sie sind hier so überzeugend zusammengesetzt, dass man von der ersten beunruhigenden Minute an gepackt ist und gerne über die üblichen Logiklücken hinwegsieht.
Gerade weil die Protagonistin hier meist wohlüberlegt handelt, will man ihr um so lauter ein warnendes „Geh nicht da runter!“ entgegenschreien. Und immer, wenn man sich in einem bestimmten Subgenre angekommen wähnt, reißt einen der Schnitt plötzlich aus dem Geschehen und der Film wechselt die Perspektive.
Dabei verhandelt BARBARIAN das Thema toxische Männlichkeit deutlich direkter und dadurch um so effektiver als beispielsweise der symbolhaft simple MEN von Alex Garland.
Doch genug der Andeutungen – am besten genießt man BARBARIAN ohne jegliches Vorwissen, ähnlich wie den ihm in gewisser Hinsicht strukturell verwandten FRESH. Dass in Deutschland beide ausgerechnet auf Disney+ gelandet sind, ist allerdings ein Mysterium für sich.