Extrem-Kletterer suchen sich bisweilen Ziele heraus, die weit über eine steile Felswand oder ein hohes Gebäude hinausgehen. Der ehemalige Funkturm in Kalifornien, der für den Dreh in den oberen Bereichen 1:1 nachgebaut wurde, ist auch in Wirklichkeit ein Ausflugsort für Adrenalinjunkies.
Nach dem Tod ihres Mannes Dan fällt Becky (Grace Caroline Currey) fast ein Jahr lang in ein tiefes Loch. Erst der Enthusiasmus ihrer Freundin Hunter (Virginia Gardner) kann sie zu einem neuen Kletterabenteuer anspornen: Die Erklimmung eines 600 Meter hohen Fernsehturms inmitten der Wüste. Doch als die beiden die obere Plattform erreichen, bricht die Stahlleiter herunter und ein Weg zurück scheint nahezu unmöglich…
Der Streifen reiht sich problemlos in die Höhen-Thriller „172 Hours“ und „Frozen – Eiskalter Abgrund“ ein. Allein die Exposition mit den bis dato drei Leuten an einer Felswand offenbart eine überaus versierte Kamera und ein gutes Gespür fürs Timing. Autor und Regisseur Scott Mann scheint eine leichte Aversion gegenüber Greifvögeln zu haben, denn ein solcher ist Auslöser für den Tod Dans und im Verlauf spielen Aasgeier eine nicht unerhebliche Rolle in dem Überlebensdrama.
Derweil sind die Freundinnen und ihre jeweilige Lebenssituation rasch etabliert und es benötigt nicht allzu viel Vorlauf, bis das rostige Stahlkonstrukt bestiegen wird. Während Nahaufnahmen das Lösen einiger Schrauben bekunden, scheint ein Aufstieg für Menschen ohne Höhenangst kein Problem zu sein, wobei einige Recherchen wahrscheinlich verdeutlicht hätten, dass eine solche Aktion mindestens gefährlich bis lebensbedrohlich ausarten könnte und ein still gelegter Turm folgerichtig nicht mehr auf Sicherheiten überprüft wird.
Da auf dem nachgebildeten Pendant auf einem Plateau in der Mojave-Wüste gedreht wurde, entsteht zu jeder Zeit der Eindruck schwindelnder Höhen, die überzeugenden CGI erledigen den Rest, während einige Vogelperspektiven die unglaubliche Höhe und zugleich das verhältnismäßig dünne Konstrukt im Nirgendwo veranschaulichen. Und im Vergleich sind das Empire State Building und der Eiffelturm tatsächlich nur halb so hoch und erscheinen weitaus stabiler. Dennoch werden dem Geschehen kleine und größere Unwahrscheinlichkeiten untergejubelt, denn ein kompletter Zusammenbruch der Stahlleiter, die ja in Etappen an Schrauben befestigt ist, erscheint ebenso überzogen wie der lockere Aufenthalt auf der Plattform, welche eigentlich bereits für eine Person recht eng bemessen ist.
Dennoch ist ein Mitfiebern durchaus gegeben und die Protagonistinnen unternehmen mehrheitlich nachvollziehbare Versuche, um irgendwie mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Darstellerisch wird nicht nur physisch einiges abverlangt und die beiden Damen überzeugen definitiv mit glaubwürdigen Minenspiel. Allenfalls dem Score hätte etwas mehr Abwechslung gut getan, da dieser kaum über zwei sich wiederholende Themen hinaus kommt.
Hochmut kommt vor dem Fall heißt es so schön und obgleich der Kern des Unterfangens mit einigen Fragezeichen begleitet wird, ist in luftiger Höhe zwischen Durst, Sonnenbrand und Erschöpfung jede Menge Spannung gegeben. Ein Survival-Thriller, der sogar noch Raum für einen kleinen Twist bietet und allenfalls gegen Ende etwas zu hastig abgefrühstückt wird, kann bedenkenlos all jenen empfohlen werden, die im wahrsten Sinne des Wortes gerne mit Hochspannung hantieren.
7,5 von 10