Review

iHaveCNit: Freibad (2022) – Doris Dörrie – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 01.09.2022
gesehen am 10.09.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 17 – 20:30 Uhr

Im letzten Jahr kam von Marcus H. Rosenmüller der Film „Beckenrand Sheriff“ heraus, der gesellschaftskritische Themen in einer überdrehten Sommerkomödie rund um ein Freibad behandelt hat. Ein Jahr später hat die Regisseurin Doris Dörrie mit „Freibad“ nun eine weitere Sommerkomödie am Start, die ebenso gesellschaftskritische Themen behandeln und quasi die feministische Schwester vom „Beckenrand Sheriff“ sein möchte. Ob ihr das gelungen ist ? Und ob sich der Kinobesuch nach vorherigem, zweimaligem Storno von vorher geplanten Kinokarten gelohnt hat ?

In einem kleinen bayrischen Ort befindet sich am Stadtrand ein kleines aber feines Freibad, indem sich nur Frauen aufhalten dürfen. Die beiden Stammkundinnen Eva und Gabi beobachten die dortige Lage Tag für Tag. Die sich mit der Zeit ergebenden kulturellen Unterschiede gehen an den Damen auch nicht spurlos vorbei. So sind sowohl der Burkini der Schwimmerin Yasemin als auch eine Gruppe mit Burkas verhüllter Frauen ein Dorn im Auge. Bis sich die Situation so zuspitzen wird, dass die Bademeisterin Steffi den Dienst quittiert und prompt von einem Bademeister ersetzt wird – was natürlich für weitere Konflikte im Freibad sorgt.

Im Rahmen des deutschlandweiten Kinofests für 5,00 Euro habe ich den Film in einem sehr gut gefüllten Saal gesehen und die Stimmung war dementsprechend großartig. Warum auch nicht bei einer herrlich überdrehten und sehr einfach gehaltenen Sommerkomödie, die auch mir relativ viel Spaß gemacht hat und mich unterhalten konnte. Einfache Kost, eine entspannte Zeit und einfach ein paar Runden im Kino, ähm Freibad zu ziehen mache ich auch gerne ab und an. Man spürt bei dem Film auch dem ganzen Ensemble mit unter anderem Andrea Sawatzki und Nilam Farooq den Spaß, den das durchaus auch divers besetzte Ensemble dabei hatte. Seine gesellschaftskritische Thematik jedoch wirkt sehr plakativ und oberflächlich und ist mehr Mittel zum Zweck. Es ist klar, dass der Feminismus in seinen Jahrzehnten durch unterschiedlichste Wellen, Strömungen und auch kulturelle , internationale Unterschiede sich nicht nur gewandelt hat, sondern durch unterschiedliche Vorstellungen, Ansprüche und Erwartungen auch in sich selbst gespalten ist und dieser Film hier aus diesen Konflikten ein konstruiert überdrehtes Chaos macht, bei dem dann neben dem Feminismus auch noch die Themen Islamophobie und Rassismus integriert werden, was das entstehende Chaos noch stärker überlädt, als es das ohnehin schon ist. Alle Protagonist*innen im Film kommen dementsprechend nicht gut weg. Durch die Stutenbissigkeit, bedingt durch die hausgemachten, eigenverantwortlichen Konflikte lässt auch die Sympathien ein wenig vermissen, die sich dann nur bedingt entwickeln können, wenn man ein wenig tiefer in einen Teil der Charaktere eintauchen darf – was hier viel zu wenig der Fall ist. Aber genauso komplex und vielseitig wie im Film ist es ja auch gesellschaftlich. Nie wird man es allen Recht machen können und die Ansprüche aller erfüllen können. Manchmal reicht es auch aus, dass hitzige Konflikte hochkochen und man am Ende dann doch zusammenfindet und gemeinsam Spaß bei der Sache hat und einfach nur genießt und sich mit dem Zufrieden gibt, was man hat.

„Freibad“ - My First Look – 5/10 Punkte.

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