Review

iHaveCNit: Bones and All (2022) – Luca Guadagnino - Warner
Deutscher Kinostart: 24.11.2022
gesehen am 29.11.222
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 20:45 Uhr

Zu Regisseur Luca Guadagninos Werken pflege ich ein sehr bipolares Verhältnis. Ungeachtet der qualitativen Komponente seiner Filme schlagen seine Filme immer eine andere Richtung ein. Während mich „A Bigger Splash“ und „Suspiria“ eher gelangweilt haben, hat mich „Call Me By Your Name“ fasziniert und emotional mitgerissen. So sehr sogar, dass „Call Me By Your Name“ am Ende in meiner Jahres-Top-10 gelandet ist. Gerade da einige Komponenten von „Call Me By Your Name“ nun auch in „Bones and All“ enthalten sind, war bei mir eine gewisse Hoffnung vorhanden, dass er auch in die gleiche Richtung ausschlägt wie „Call Me By Your Name“. Auch wenn er nicht ganz die emotionale Faszination bei mir ausgelöst hat, geht er wieder in die richtige positive Richtung.

Die junge Maren führt gemeinsam mit ihrem Vater ein einsames, isoliertes Leben, denn ihr Vater möchte sie weitestgehend von ihrem Umfeld abschotten bis sich Maren eines Abends aus dem Haus schleicht und einen Abend bei ihren Freundinnen verbringt. Dort kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall, der Maren und ihren Vater dazu zwingt, das Haus und die Stadt zu verlassen. Kurze Zeit später wird Maren auf sich alleine gestellt sein, denn ihr Vater verlässt sie und hinterlässt ihr Hinweise auf ihre Vergangenheit, so dass sich Maren auf die Reise nach ihrer Mutter begibt. Dabei trifft sie nicht nur auf den verrückten Sullivan, sondern auch auf den charismatischen Lee, die scheinbar ähnliche Gelüste teilen wie sie selbst.

Luca Guadagninos „Bones and All“ ist eine faszinierende, aber auch gemächliche, fast meditative Mischung aus Road-Movie, Coming-Of-Age und Romanze mit Horror-Elementen. Inszenatorisch hat mir die Umsetzung des Filmes sehr gut gefallen. Auch wenn es um die Horror-Elemente geht, geht der Film nicht ganz unzimperlich mit einer visuellen Darstellung um. In welche Horror-Richtung es hier geht, möchte ich dieser Stelle nicht sagen, aber die Richtung im Allgemeinen kann man hier durchaus auch mit Suchterkrankungen gleichsetzen und auch die filmische Zeichnung der Gesellschaft wie mit diesen Menschen umgeht und Menschen mit diesen Suchterkrankungen entsprechend normalisiert und menschlich dargestellt werden mit ihren Ängsten, Hoffnungen und auch Bedürfnissen, zu denen natürlich auch körperliche Nähe und Liebe dazugehört. Während zum einen Mark Rylance als auch Michael Stuhlbarg für zwei extrem prägnante und großartige Nebenrollen sorgen, ist das nach ihrer großartigen Performance in „Waves“ nun ein weiterer starker Eintrag für Taylor Russell und Timothee Chalamet ist hier natürlich als Leinwandpartner eine großartige Ergänzung. Schade fand ich hingegen, dass im Soundtrack für meinen Geschmack etwas gefehlt hat – wenn man bereits im Trailer mit einem Stück von Leonard Cohen nutzt, hätte ich gerne durchaus auch etwas Cohen im Film vermutet. Unabhängig davon ist der Film dennoch ein großartiges Erlebnis, das mit Knochen, Blut und Allem meinen Geschmack getroffen hat.

„Bones and All“ – My First Look – 9/10 Punkte.

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