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Das dänische Paar Bjørn und Louise genießt mitsamt Tochter den Urlaub in der Toskana. Dort lernen sie die aus den Niederlanden stammenden Patrick und Karin sowie deren Sohn Abel kennen. Man verbringt eine nette Zeit und irgendwann landet eine Postkarte in Dänemark mit einer Einladung. So machen sich Bjørn, Louise und Agnes auf gen Niederlande. So ein Wochenende in einem Haus auf dem Land klingt doch einladend.

Aber selbst die zu Beginn eingestreuten Urlaubsbilder konterkariert der von Christian Tafdrup inszenierte Thriller, indem er schon hier Unheil versprühende Klänge über die sonnengefluteten Bilder legt. Selbst in der malerischen Idylle lauert das Grauen, es schleicht sich an, ist noch nicht greifbar. Doch es dauert nicht allzu lange, bis sich Letzteres einstellt. Schon länger hat kein Film mehr dieses Gefühl erzeugt, dass ich mich spürbar unwohl gefühlt habe. Die sich steigernden, aber doch in Wellen ablaufenden menschlichen Interaktionen zwischen den Figuren während des Besuchs lassen schnell ein mieses Gefühl aufkommen. Dies fängt Taferup famos ein.
Zentral ist hierbei die Frage nach Linien. Wann ist für wen welche überschritten und wann würde man welche Konsequenzen ziehen? Und wann ist man über diesen Punkt vielleicht hinaus und es ist dafür zu spät, wann herrscht eine Ohnmacht? Auf dieser Ebene steigert sich „Speak No Evil“ auf positiv-unangenehme Weise in einem gekonnt inszenierten Bogen während seiner überschaubaren Laufzeit.

Das Verhalten mancher Figuren zu mancher Zeit mag verärgern, gerade was die Inkonsequenz angeht. Hier kann man sich selbst mal reinreflektieren, es bleibt diskutabel. Ebenso kritikwürdig ist das Ende bzw. die „Auflösung“. Das war mir dann nach dem dichten Aufbau zuvor doch zu platt und kratzt spürbar am Gesamteindruck.
Darstellerisch überzeugen die vier Erwachsenen und schaffen mit ihrem Spiel klare Figuren in dem Spektrum der Verhaltensweisen und Reaktionen. Und das stellt auch die interessanteste Ebene in diesem Horror dar.

„I don‘t think I like being here.“

Immer lächeln und winken. Die Frage, wie viel man schluckt, bis man sich zu Wehr setzt. Wie viel man erträgt, obwohl man schon genug hat. Tafdrups atmosphärisch dichter und in seinem Finale leider nicht überzeugender Thriller schafft über weite Strecken ein spürbar unangenehmes Gefühl. Lohnt sich trotz der Schwächen gegen Ende. Urlaubsbekanntschaften sind gestrichen.

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