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Mit „Accident Man 2“ konnte Actionstar Scott Adkins als Hauptdarsteller, Produzent und Storylieferant eine Fortsetzung seines Traumprojekts von 2018 anschieben, musste aber im Gegensatz zum ersten Teil auf eine Sony-Finanzierung verzichten.
Gedreht wurde auf Malta, das im gleichen Erscheinungsjahr auch die Kulisse für die besten Parts von „Jurassic World 3“ stellte. Hierhin hat es Profikiller Mike Fallon (Scott Adkins) nach den Geschehnissen des Erstlings verschlagen, nachdem er seine Ex-Kollegen in Notwehr killte und sich den Zorn seines Ziehvaters, des Gangsterbosses Big Ray (Ray Stevenson), zuzog. Dort ist Mike immer noch der Accident Man, da er seine Morde wie Unfälle aussehen lässt, etwa wenn er einen DJ in die Luft jagt und dies als Fehler der Pyrotechnik dastehen lässt. An der Szene und der Qualität der Effekte lässt sich allerdings auch ablesen, dass das Budget noch eine Nummer knapper als beim Erstling war.
Ein weiteres Anzeichen für die schmalere Knete ist die Tatsache, dass Teile des Films, darunter quasi der komplette dritte Akt, in einer Lagerhalle spielen, die Mike anmietet, nachdem er zufällig seinen alten Kollegen Finicky Fred (Perry Benson) trifft, der ein kreativer Tüftler in Sachen Mordmethoden ist. Gemeinsam baut man die Geschäfte aus und hält sich an die goldene Regel: Niemals gegen die Interessen der mächtigen Patin Mrs. Zuuzer (Flaminia Cinque) handeln. Tatsächlich dauert die Exposition von „Accident Man 2“ überraschend lange, zeigt den Ist-Zustand von Mike und Freds Leben auf Malta, was sich auch in dem Untertitel „Hitman’s Holiday“ niederschlägt. Für Action sorgt in dieser Phase in erster Linie die Tatsache, dass Mike die Martial-Arts-Expertin Wong Siu-ling (Sarah Chang) bezahlt, um ihm aufzulauern und ihn mit diesen Attacken auf Zack zu halten – ganz in der Tradition von Inspector Clouseau und Cato aus den „Pink Panther“-Filmen (in deren Remake Adkins sogar eine Minirolle hatte).

Als jemand einen Mordanschlag auf Zuuzers Sohn Dante (George Fouracres) verübt und dies wie einen Unfall aussehen lassen will, fällt der Verdacht auf Mike und Fred, die ihre Unschuld beteuern. Um dies zu beweisen, bekommen sie von der Patin die Aufgabe den trotteligen Mafiaspross zu beschützen – doch gleich mehrere Elitekiller wollen das Kopfgeld für Dante kassieren…
In vielerlei Hinsicht ist „Accident Man 2“ eine Nummer kleiner als der auch schon nicht üppig budgetierte Erstling, was bereits beim Cast anfängt. Waren in „Accident Man“ noch bekannte Gesichter wie Michael Jai White, Ray Park oder Amy Johnston in der Gegnerschar zu finden, setzt man hier auf unbekannte Namen, teilweise aus dem Stuntbereich. Die Schurkenriege kann auch gut zulangen, bringt aber nicht das Charisma ihrer Pendants aus dem Erstling mit. Reichlich davon hat Scott Adkins, der sich in der Fortsetzung seines Traumprojekts sichtlich ins Zeug legt und seinem Profikillerprotagonisten im zweiten Teil eine gewisse Wärme verpasst, trotz seiner Profession und seiner zynischen Schale. Auch die Rückkehrer Ray Stevenson und Perry Benson können Akzente setzen, was unter den Neuzugängen nur Sarah Chang gelingt, auch wenn ihre Auftritte manchmal etwas zu sehr ins Alberne gehen. Als Nervensäge hingegen erweist sich George Fouracres, was aber auch daran liegen könnte, dass sein Part eine ziemliche Deppenrolle ist.
So ist Dante dann auch immer für besonders klamaukige Humoreinlagen da, die manchmal auch in den deplatzierten Gross-Out-Bereich gehen, etwa wenn Dante nach abführmittelbedingten Dünnschiss einen Eimer Fäkalien auf der Suche nach einem Peilsender durchwühlt. Auch sonst ist der Humor etwas alberner als im Erstling, hat aber auch seine Momente, gerade wenn Mike und Fred ihre kreativen, aber nicht immer funktionsfähigen Werkzeuge testen oder ihr zynisches Handwerk ausführen. Geblieben sind auch die Anleihen an den Guy-Ritchie-Style, gerade wenn die Schurkenschar mit Freeze Frame und Namenseinblendung vorgestellt wird. Zudem ist die Gegnerriege herrlich schräg geraten, darunter ein schmerzunempfindlicher Clown, ein Schönling mit Würgefaible und ein hünenhafter Schwarzer mit Faible für mystischen Mumbojumbo. Beim Kampf gegen Poco den Killerclown (Beau Fowler) wird es dann auch richtig schwarzhumorig, wenn Mike seinen Gegner regelrecht durch den Wolf drehen muss, um ihn aufzuhalten.

Die Kampfszenen sind das Herzstück des Films und zumindest in dieser Hinsicht weiß „Accident Man 2“ zu überzeugen. In den von Scott Adkins persönlich choreographierten Fights gibt es nicht nur spektakuläre Moves der Beteiligten zu bewundern, sondern auch für Abwechslung ist gesorgt. Da sind zum einen die verschiedenen Stile und Eigenheiten der Kämpfer, zum anderen wird mal einer gegen einen, mal einer gegen mehrere oder zwei gegen zwei gekämpft. Gelegentlich kommen auch mal Feuerwaffen zum Einsatz, die jedoch schnell leergeschossen oder entwaffnet werden, damit es in den Nahkampf geht. Der Härtegrad, gerade bei den Finishing Moves, ist ordentlich, die Inszenierung übersichtlich, wobei „Accident Man 2“ gerne auf Reißschwenks zur Unterstützung der Dynamik einsetzt, vor allem in einem Küchenfight, der Erinnerungen an „Sudden Death“ und „Final Score“ weckt.
Die Regie wurde dieses Mal nicht einem erfahrenen Profi wie Jesse V. Johnson überlassen, sondern in die Hände der Brüder George und Harry Kirby gelegt, die mit „Accident Man 2“ nach Fanfilmen und No-Budget-Movies ihre erste größere Regiearbeit abliefern. George Kirby ist zudem Stuntprofi, der mit Adkins bereits an „Doctor Strange“ arbeitete (dort kooperierten die beiden auch mit Zara Pythian, die hier eine russische Killerin spielt, aber wegen der Beteiligung an einem Missbrauchsskandal aus den Credits getilgt wurde). Die Brüder leisten solide Arbeit und halten das Tempo hoch, was sich angesichts des einfach gestrickten Scripts als gute Wahl erweist. Der aufgewärmte Konflikt mit Big Ray hat weniger Tiefe als im Erstling, die Freundschaft zu Fred ist eher Plotmotor als echter emotionaler Inhalt und die Hintermänner des Mordauftrags an Dante bleiben graue Eminenzen, sodass man auch keine großen Komplexitäten in Sachen Hintergrundgeschichte erwarten darf. So verlegt sich „Accident Man 2“ nach dem überlangen Auftakt vor allem darauf in regelmäßigen Abständen Duelle zwischen Mike plus Verbündeten und den Schurken anzuleiern, was für reichlich Action sorgt.

So ist das „Accident Man“-Sequel einerseits eine durchaus kurzweilige Actionkomödie, die im Fightbereich abliefert, Tempo besitzt und mit seinem Comicstyle und ihrem schwarzen Humor ihre Momente hat. Im Vergleich zum Erstling baut „Accident Man 2“ jedoch klar ab: Das Budget ist noch eine Spur niedriger, die Besetzung weniger illuster, der Humor manchmal unschön klamaukig und die Geschichte recht einfach gestrickt. Nachdem der Vorgänger zu den besten Adkins-Werken gezählt werden kann, ist dieser solide Klopper nicht auf Augenhöhe – egal wieviel Herzblut der Actionstar auch dieses Mal investiert haben mag.

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