Eine abgelegene Insel, eine Handvoll äußerst wohlhabender und einflussreicher Gäste, ein charismatischer Chefkoch und sein ergebenes Küchenteam sowie jede Menge überraschende „Grüße aus der Küche“ – es ist angerichtet!
Mark Mylods ebenso charmante wie böse Horrorsatire ist einer jener Filme, mit denen man heutzutage gar nicht mehr rechnet: Ein bescheiden budgetierter Genrefilm mit namhaften Schauspieler:innen, der genau zwischen Arthouse und Mainstream angesiedelt ist und mit seiner gelungenen Mischung aus gediegenem Schauspiel, intelligentem Drehbuch und dezenten Gewaltausbrüchen im besten Falle beide Zielgruppen bedient.
Mylod hat zuvor im TV mit SUCCESSION, GAME OF THRONES und SHAMELESS Erfahrung in Sachen schwarzer Humor gesammelt, die Autoren Reiss und Tracy waren hauptsächlich für Late Night Shows und das Satireformat The Onion tätig. Dennoch sollte man hier kein Gagfeuerwerk erwarten, der Humor ist subtil und leicht bissig und das meiste davon spielt sich im Gesicht von Ralph Fiennes ab, dem zuzusehen hier überhaupt mal wieder ein wahres Vergnügen ist.
Auch wenn der Film in weiten Teilen als Kammerspiel angelegt ist, werden vor allem die kunstvoll zubereiteten Speisen, aber auch die Naturumgebung auf der Insel wunderbar ästhetisch präsentiert, wer Shows wie CHEF’S TABLE schätzt, kommt hier voll auf seine Kosten. Was den hauptsächlichen Reiz des Films ausmacht, ist jedoch sein Drehbuch: THE MENU setzt nicht auf den einen großen Twist, sondern kommt alle paar Minuten mit einer neuen kleinen Wendung um die Ecke, was ihn sehr kurzweilig und auch ein Stück weit unberechenbar macht – selbst wenn man den Trailer gesehen hat, der ein paar der unwesentlicheren Überraschungen leider schon vorwegnimmt.
Was man dem Film ebenfalls hoch anrechnen muss, ist, dass er sich nicht übermäßig selbst erklärt. So werden zwar einige Informationen geliefert, aber dem Zuschauer wird hier immer noch zugetraut, bestimmte Schlüsse selbst zu ziehen, um ein Gesamtbild zu erhalten.
Das alles macht aus THE MENU zwar keinen großen Wurf oder gar einen modernen Klassiker, aber einen sehr unterhaltsamen Film, der Appetit auf mehr macht. Aber erst mal auf einen Cheeseburger.
Wer den Film unter einem sehr interessanten Gesichtspunkt sehen will, dem sei diese vorzügliche Filmanalyse empfohlen.