Review

iHaveCNit: Wie Wilde Tiere (2023) – Rodrigo Sorogoyen - Studiocanal

Deutscher Kinostart: 07.12.2023

gesehen am 17.12.2023 in OmU

Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Platz 9 – 14:00 Uhr

Bevor sich für mich keine Möglichkeit mehr ergeben hätte Rodrigo Sorogoyens „Wie Wilde Tiere“ zu sehen, habe ich ihn heute in der letzten möglichen Vorstellung noch gesehen. Der spanisch-französische Thriller hat auch relativ kurzfristig mein Interesse wecken können, nachdem ich gute Kritiken überflogen und den Trailer gesehen habe. Und der Film ist auf jeden Fall ein spätes Highlight des Kinojahres und durchaus ein kleiner Geheimtipp.

Das ältere französische Paar Antoine und Olga sind in ein kleines spanisches Dorf in Galizien gezogen, um gleichermaßen sich mit Landwirtschaft zu finanzieren und auch alte verfallene Häuser zu restaurieren, damit die Attraktivität des Dorfs gesteigert wird. Doch sie werden von den meisten Bewohnern des Dorfs mit Argwohn betrachtet, die dort mit Verfall des Dorfes und der Armut in einem gut dotierten Bauvorhaben eines Windparks so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer sehen, wären da nicht Antoine und Olga, die gegen den Bau des Windparks gestimmt haben. Hier entstehen vor allem zwischen Antoine und den beiden Nachbarsbrüdern Xan und Lorenzo Spannungen.

„Wie Wilde Tiere“, der im Original „As Bestas“ und international „The Beasts“ lautet ist genau das – ein Biest von einem Film. Dieser spanisch-französische Thriller ist ambivalent, komplex, vielschichtig und liefert durch die Betrachtung mehrerer Perspektiven auch ein mehr als komplexes Schema aus Gut und Böse und auch Sympathien und Antipathien gegenüber dem von gleichermaßen Denis Menochet und Marina Fois gespielten Antoine und Olga als auch den Dorfbewohnern, bei denen am stärksten Luis Zahera und Diego Anido im Brüdergespann Xan und Lorenzo hervorstechen und grandios aufspielen. Inszenatorisch ist der Film auch in seinem Spannungsaufbau ein sehr unangenehmer und unterschwelliger Slow-Burner, der sehr fies daherkommt, weil er auch mal sehr lange mit seiner Kamera eine Einstellung hält, damit uns lange, sehr vielschichtige Dialoge geliefert werden können, die gleichermaßen die Handlung, die Spannung und die Charakterzeichnung vorantreiben. Musik gibt es nur selten und wenn diese punktuell eingesetzt wird und in ihrer Wucht ansteigt, nur um der Spannung und der Gewalt noch mehr Kraft und Ausdruck zu verleihen, die bereits in den Spannungsfeldern Stadt/Land, Bildungsbürger/Arbeiterklasse sowie Reichtum/Armut liegt und auch vor allem durch die Perspektivwechsel aufzeigt, wie sich Männer und wie sich Frauen mit diesen entstehenden Konflikten auseinandersetzen. Es ist natürlich noch wuchtiger mit dem Hintergrund, dass sich die hier gebotene Geschichte an reellen Ereignissen orientiert hat. Aus symbolischer Sicht jedoch ist eine Zirkelschluss zu der zu Beginn angesprochenen Symbolik eines Rituals mit dem Niederringen eines Pferdes nicht vollständig im Film zu Ende gedacht worden.

„Wie Wilde Tiere“ - My First Look – 9/10 Punkte. 





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