iHaveCNit: Sick Of Myself (2023) – Kristoffer Borgli – MFA
Deutscher Kinostart: 23.03.2023
gesehen am 22.02.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
Eine Sneak ist da, sich überraschen zu lassen. So auch bei dem Besuch dieser Sneak da der Film nicht auf meinem Schirm und nur ein optionaler Start gewesen ist. Schade eigentlich, denn ich gehöre zu der Gruppe von Kinobesuchern, die nicht nur für zartbesaitetes Kino zu haben sind und auch mal gerne vom Film, seinen Bildern und seinem Thema herausgefordert werden möchte. Die Sparte des skandinavischen oder noch konkreter des norwegischen Kinos hat mich zuletzt vor allem mit „The Innocents“ , „Der schlimmste Mensch der Welt“ als auch „War Sailor“ begeistern können und da ist „Sick of Myself“ von Kristoffer Borgli auch gut dabei.
Signe und Thomas sind zusammen. Sie arbeitet in einer Bäckerei, er ist Künstler mit fragwürdigen Methoden. Die Beziehung der Beiden ist von knallhartem Konkurrenzdenken und dem Streben nach Aufmerksamkeit geprägt. Als Thomas mit seiner fragwürdigen und zweifelhaften Kunst zufällig zu Ruhm kommt trifft Signe mit der Bestellung von dubiosen russischen Pillen eine Entscheidung, die sowohl Erfolg als auch extrem harte Nebenwirkungen mit sich bringen wird.
Vorweg gesagt, ist dieser Film nichts für Zartbesaitete, denn die Darstellung von vor allem Signes Entwicklung aufgrund ihrer Entscheidung bietet eine Reihe von verstörenden, grotesken, abstoßenden und auch ekelhaften Momenten, die allesamt auch ohne Probleme im Horror-Bereich für Schrecken sorgen könnten. Hier ist diese Darstellung aber als Schockelement ein absolut provokatives, probates und brutales Mittel zum Zweck, sowohl uns als Gesellschaft als auch den Milieus, die in diesem Film porträtiert werden einen Spiegel vorzuhalten. Vor allem im Bereich der Welt der Influencer gibt es durchaus fragwürdige, mit sehr viel Aufmerksamkeit gesegnete Persönlichkeiten, die mit fragwürdigen Methoden sowohl Aufmerksamkeit als auch Einfluss bei Nachahmern generieren, die ihre Gesundheit und sogar ihr Leben mit ebendiesen fragwürdigen, vermarkteten Methoden aufs Spiel setzen. Da ist dann auch der Medikamentenmissbrauch von Signe eben ein sehr effektives Mittel. Diese Darstellung ist sowohl im Bereich der Maske aber auch vor allem im Schauspiel von Kristine Kujath Thorp extrem gut und vielschichtig, so dass sich allein für ihr Schauspiel die Kinokarte lohnt. Interessant ist auch, dass der Film eine toxische Beziehung porträtiert und hier einen Einblick in die Dynamiken einer Beziehung gewährt, die von Narzissmus, konstantem Konkurrenzdenken sowie der Sucht nach Aufmerksamkeit geprägt ist. Darüber hinaus kann er auch eine Diskussion über den Kunstbegriff sowohl in der künstlerischen Vision des vom tatsächlichen Künstler Erik Saether gespielten Thomas als auch in der Selbstinszenierung Signes anregen. Ein sehr vielschichtiger und interessanter Film, der mir auf jeden Fall gefallen hat.
„Sick Of Myself “ - My First Look – 8/10 Punkte.