iHaveCNit: Rodeo (2023) – Lola Quivoron – Studiocanal / Plaion Pictures
Deutscher Kinostart: 13.07.2023
gesehen am 28.06.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 14.07.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 20:30 Uhr
Wenn man eine Sache thematisch an diesem Kino-Wochenende feststellen kann, sind waghalsige Stunts mit Motorrädern besonders präsent. Klar wird der Großteil den siebten Teil der Mission Impossible-Reihe sehen und den Atem bei Tom Cruise groß beworbenen Stunt anhalten. Auch ich habe den Film bereits gesehen, bevor ich jedoch meine Zeilen dazu festhalten möchte, möchte ich noch in dieser Woche den Arthouse-Start und Debütfilm der Französin Lola Quivoron „Rodeo“ ans Herz legen, der auch coole Motorrad-Stunts und eine interessante Katharsis und Milieustudie zu bieten hat.
Die in ärmlichen Verhältnissen lebende und sich rumtreibende und begeisterte Motorradfahrerin Julia hangelt sich mit Trickbetrügerein beim Kauf von online inserierten Motorrädern von einem Bike zum Nächsten. Denn diese braucht sie auch um Zugang zu einer Gang zu bekommen, die sich immer wieder trifft um nicht ganz legale Rennen und Stunts mit ihren Bikes zu performen. Darüber hinaus ist die Gang auch an diversen Raubzügen beteiligt. Julia wird sich allen Widerständen zum Trotz einen Platz in der Gang erkämpfen müssen. Halt bekommt sie beim relativ unterstützend agierenden Kais und auch zu Frau und Kind des Chefs der Gruppe und aktuell inhaftierten Domino bekommt sie Zugang.
Regisseurin Lola Quivoron wirft in ihrem Film einen Blick ins Milieu der „Urban Rodeos“, bei denen Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Motorrädern am Rande der Legalität gefährliche Rennen und Stunts performen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen meist aus eher ärmlichen Verhältnissen und leben in den französischen Banlieues. „Rodeo“ ist hier ein sehr authentischer Blick in die Lebensverhältnisse dieser Menschen und zeigt auch, wie sehr Zusammengehörigkeitsgefühl und Konkurrenzdenken innerhalb dieser Gruppierungen und Gangs ineinander übergeht. Hier kann Lola Quivoron auf eine Ensemble mit vielen Laiendarstellern zurückgreifen, die selbst in diesen Milieus unterwegs sind. Am wichtigsten ist hierbei die Hauptdarstellerin Julie Ledru zu nennen, die selbst nur Laiendarstellerin und erfahrene Motorradfahrerin ist. Ihre ambivalente Protagonistin Julia ist ambivalent, nicht immer sympathisch, nicht immer greifbar, aber stets faszinierend und ihre wenn auch leicht rudimentär integrierte, symbolische Katharsis ist sehr interessant. Handwerklich gesehen bietet der Film mit seiner wenn auch hektischeren Wackelkamera immer nah am Geschehen, nah an den Charakteren und seiner tollen audiellen Gestaltung mit tollem Sound und auch Soundtrack einen audiovisuellen Sog.
„Rodeo“ - My Second Look – 8/10 Punkte.