iHaveCNit: Acht Berge (2023) – Charlotte Vandermeersch / Felix van Groeningen – DCM
Deutscher Kinostart: 12.01.2023
gesehen am 28.12.2022 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 14.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 17:45 Uhr
Als sich das letzte Jahr für mich im Kino auf den Zielgeraden befunden hat, stand als fünftletzter Kinobesuch des Jahres eine Sneak an, die den Jahresabschluss in der Sneak-Reihe darstellte. Ab und an kommt es hier dazu, dass ich Filme gar nicht auf meinem Schirm hatte und dann auch überrascht werde. Da mein aktuelles Kino-Wochenende sehr überschaubar gewesen ist, habe ich natürlich auch noch „Acht Berge“ bzw. „Le Otto Montagne“ des Regisseurenduos aus Charlotte Vandermeersch und Felix Van Groeningen in meine Kinoplanung aufgenommen, da ich mir den Film gerne noch ein zweites Mal ansehen und mit Ruhe dann auch diese Zeilen hier ausformulieren wollte. Desweiteren ist auch vorgesehen, dass ich mir die gleichnamige Romanvorlage von Paolo Cognetti im Nachgang ebenfalls durchlesen möchte.
Pietro ist ein Junge aus Turin. Gemeinsam mit seine Eltern fährt er im Sommer in ein kleines Dorf in der Bergregion des Aosta-Tals. Dort lernt er den einzigen Jungen im Dorf, Bruno kennen. Gemeinsam verbringen Pietro und Bruno viel Zeit miteinander. Bis eine Entscheidung über die Zukunft des aus einfachen Verhältnissen und einer eher unsicheren Perspektive stammenden Brunos dafür sorgen wird, dass sich Pietro und Bruno lange Zeit aus den Augen verlieren, bis sie sich dann Jahre später trotz unterschiedlicher Lebenswege immer wieder in der Bergregion begegnen werden.
„Acht Berge“ ist an dieser Stelle erwähnt ein Film, auf den man sich einlassen muss. Denn die 147-minütige, ausgedehnte, sehr ruhige, fast meditative Erzählung kann nicht für jeden etwas sein. Wenn man sich auf den Film einlässt, dann erwartet einen erst einmal ein Film, der im 4:3-Format gehalten ist. Klar könnte dieses 4:3-Format dem Film etwas von seiner visuellen Strahlkraft nehmen - vor allem wenn es um die unfassbar schönen Landschaftsaufnahmen und Bergpanoramen geht – aber auch die intim gefilmten Momente, die fast durchgehend auch mit natürlichem Licht gedreht worden sind – aber dem ist nicht so. Der Film entfaltet dennoch eine enorme visuelle Strahlkraft mit seinen großartigen Aufnahmen und Bildern. Auditiv ist der Film auch sehr schön untermalt worden. Die Freundschaft zwischen Pietro und Bruno, die hier ab dem Erwachsenenalter von Luca Marinelli und Alessandro Borghi gespielt werden, wirkt aufgrund einer interessanten Chemie beider Darsteller sehr natürlich, selbstverständlich und auch weitestgehend kitsch- und klischeebefreit – auch ohne typische Männlichkeitsklischees, was in meinen Augen hier auch ein positives Zeichen für die Darstellung von Männern und Männlichkeit im Kino ist. Klar könnte man sich im Bereich der Selbstfindung und diverser eingewobener Lebensphilosophien an dem ein oder anderen Kitsch, Klischee und auch einer gewissen Simplizität stören, aber dafür sollte man ein wenig Verständnis haben und sich überlegen, wie die Hintergründe der Charaktere, vor allem bei Bruno aussehen und dort eine gewisse Simplizität eben der Standard ist. Simplizität ist dann auch gegeben, wenn es um die Dialoge und Unterhaltungen der Beiden geht, die meistens relativ wortkarg ausfallen, aber mit feinen Blicken, Nuancen und Gesten mehr erzählen, als es Worte je könnten. Gerade bei einem solchen Film bietet sich fast die Formulierung „Kleine Gesten vor großen Bildern“ an, die hier perfekt passt, wenn es um „Acht Berge“ geht. Unfassbar schön, dass die Vorstellung meiner Wahl auch ausverkauft gewesen ist und der Film dahingehend eine tolle Aufmerksamkeit erhält. Er hat es meiner Meinung nach verdient.
„Acht Berge“ - My First Look – 8/10 Punkte.