Nähe, Freundschaft, Liebe, Gesellschaft
Zwei Jungs und Freunde im zarten Alter von 13 Jahren sind sehr eng, verständnisvoll und liebevoll miteinander. Nicht beziehungstechnisch oder gar sexuell, sondern sie verstehen sich einfach herausragend und kennen sich schon ihr Leben lang. Und obwohl auch eine solche Liebe eigentlich ganz wundervoll, wertvoll und benötigt wird auf diesem oft kalten Planeten, lässt eine solch ganz besondere freundschaftliche Beziehung zueinander sie in ihrer Schule und Umwelt auffallen und anecken…
Die ewige Fessel der Menschheit
Lästern, vermuten, mobben. Eifersucht, Klischees, Normen. Neid, Hass, Boshaftigkeit. Jugend, Unschuld, Unbedachtheit. Gesellschaft, Druck, Allgemeinheit. Manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere Spezies oder zumindest breite Teile davon, oft wirklich Schönes auf dieser Welt nicht dulden, von ganz tief drin zerstören wollen und müssen. Leben und leben lassen ist für viele nicht mehr als eine entfernte Floskel. Das spürt man, das sieht man - in echt wie auch in Filmen. Und „Close“ (zurecht oscarnominiert für Belgien!) zeigt diese zwischenmenschlichen Grausamkeiten - aggressive wie unterschwellige - super gut. Und super schmerzhaft. Wie realistisch diese zwei Jungs auseinandergetrieben und verbogen werden, obwohl es ihnen anfangs zusammen eigentlich so gut geht, ist sagenhaft und extrem traurig. Richtig boshaft und eifersüchtig von der Gesellschaft behandelt. Als Gruppe, als Masse, als Herde. Ich glaube nämlich mittlerweile echt nicht mehr, dass wir eine so „menschliche“ und emphatische Spezies sind, wie wir uns gerne sehen und bezeichnen. Und dabei muss man nicht immer weit mit Mord, Krieg und Terror ausholen. Das zeichnet sich auch in solchen kleinen Stories ab, die ganz eindeutig und packend unterstreichen, dass Schönheit, Unschuld und Unverfälschtheit heutzutage einfach wenig Chancen haben… Was eine unfassbar traurige Erkenntnis ist. Gerade in einer Zeit, die meint wunderswie weit und offen und tolerant und hilfsbereit zu sein. Aber nein, die meisten sind das eben nicht, so weit sind wir noch lange nicht. Und es ist arg zweifelhaft, ob wir diesen Schritt je gemeinsam gehen oder unsere Natur eine zerstörerische bleibt. Das ist eine sehr negative Einstellung oder Erkenntnis. Und „Close“ ist dafür eigentlich gleichzeitig auch viel zu hell und hoffnungsvoll. Aber es ist keine weit hergeholte Erfahrung, kein kaputtes Weltbild, sondern nur ein realistisches… Da darf sich gerne jeder selbst an die Nase fassen.
Fazit: exzellenter, intimer und vielsagender Hit aus Belgien über zwei Jungs und ihre tiefe Verbundenheit, die durch Mitschüler, Druck, Gesellschaft und Normen gesprengt wird. Absolut niederschmetternd. Mit ein paar der besten Kinderperformances seit Ewigkeiten.