iHaveCNit: Close (2023) – Lukas Dhont – Pandora Film
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 25.01.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 26.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:15 Uhr
Der Januar 2023 ist zumindest wenn man sich die deutschen Kinostarts ansieht ein Monat, in dem besondere Männerfreundschaften aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Nach Martin McDonaghs „The Banshees Of Inisherin“ und „Acht Berge“ von Charlotte Vandermeersch und Felix van Groningen geht es nach Ausflügen auf irische Inseln und italienische Berge nun nach Belgien in Lukas Dhonts „Close“, der auch ganz frisch einer der 5 glücklichen Nominierten für den Oscar 2023 in der Kategorie „Best International Film“ ist.
Leo und Remi sind schon seit Ewigkeiten gute Freunde. Sie pflegen eine innige, nahezu selbstverständliche und absolut vertraute sowie unzertrennliche Freundschaft. Als beide kurz vor ihrer Pubertät auf eine neue Schule kommen, werden beide damit konfrontiert, dass hinter ihrer Freundschaft noch mehr stecken könnte. Das sorgt vor allem bei Leo für Trotzreaktionen und eine immer weiter zunehmende abweisende und ablehnende Haltung, die bei Remi für immer stärkende Irritationen und Unsicherheiten sorgt – bis es zu einem tragischen Ereignis kommt.
„Close“ hat mich sehr begeistern können. Das liegt zum einen an dem unfassbar toll gecasteten Duo aus den Kinderdarstellern Eden Dambrine und Gustav De Waele. Vor allem wird Eden Dambrine in „Close“ einen Großteil des Films auch mitunter auf seinen Schultern tragen müssen, was ihm mit Bravur gelingt, denn sein Charakter des Leo muss hier auf eine sehr emotionale und vielschichtige Reise gehen – auf die er sowie die großartige Kamera uns natürlich auch mitnimmt. Der Film und diese Reise schafft es uns spielend und virtuos an der Freundschaft der Beiden teilhaben zu lassen und jede Geste, jeden Augenblick wahrzunehmen, denn die selbstverständliche Freundschaft der Beiden braucht kaum das gesprochene Wort. Wenn man sich auf diese Reise einlässt, durchlebt man auch eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle – genau wie es diese auch für unsere Protagonisten ist. Ich habe mit ihnen gelacht, mit ihnen gefiebert, mit ihnen gelitten und … ! Das möchte ich an dieser Stelle unerwähnt lassen, denn die Geschichte nimmt ab etwa der Hälfte durch einen tragischen Zwischenfall eine andere Richtung ein, die vorher noch nicht das Thema war. Diese Richtung ist in gewisser Art und Weise eine sehr radikale und ändert ein wenig den Fokus des Films auf eine eher konventionellere Coming-Of-Age-Richtung statt sich eher mit der Selbstfindung einer nicht heteronormativen Identität in einem eher heteronormativ geprägten Umfeld zu befassen. Denn hier ist der Film einfach so fein und sensibel beobachtet, erzählt und gespielt, so dass hier noch eine gewisse Portion Potential drin gewesen wäre.
„Close“ - My Second Look – 9/10 Punkte.