iHaveCNit: Zeiten des Umbruchs (2022) – James Gray – Universal
Deutscher Kinostart: 24.11.2022
gesehen am 16.11.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 29.11.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 16:15 Uhr
Irgendwie kommt es mir so vor, als ob wir sowohl am Anfang des Jahres als auch am Ende des Jahres 2022 zwei Filme auf die Leinwand bekommen haben, die sich thematisch ähnlich sind und zeigen, dass es durchaus Trend ist, dass Regisseure sich gerne an ihre Kindheit zurück erinnern und dies im besten Sinne von Coming-Of-Age-Filmen mit einem gesellschaftlichen Zeitporträt verbinden. So erging es mir bei Kenneth Branaghs „Belfast“, an den ich irgendwie denken musste, als ich mir James Grays „Zeiten des Umbruchs“ angesehen habe.
Kurz vor der Wahl von Ronald Reagan zum US-Präsidenten verbringt der junge Paul den Spätsommer im New York des Jahres 1980. Paul, der unter seiner vielbeschäftigten Mutter, seinem strengen Vater und seinem mobbenden Bruder leidet und bei dem scheinbar nur der Großvater einen Zugang zu dem Jungen findet, lernt zu Beginn des Schuljahres den wiederholenden, afroamerikanischen Jonathan kennen und freundet sich mit diesem an. Inmitten seines Umfeldes bringt diese Freundschaft jedoch einige Konflikte hervor, die für Paul zu prägenden Ereignissen und Erkenntnissen sorgen.
Für mich ist ein aktuelles Problem vieler Filme, dass man grundsätzlich thematisch viel zu viele Themen auf einmal verhandeln möchte und damit einiges wesentlich auf der Strecke bleibt und nur oberflächlich abgehandelt wird. So ist es leider auch bei James Grays „Zeiten des Umbruchs“ beziehungsweise „Armageddon Time“. Denn das Familiendrama einer jüdisch-ukrainischen Familie, indem das Ensemble aus Anne Hathaway, Jeremy Strong und vor allem Anthony Hopkins großartig spielt, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Dynamik zwischen dem von Banks Repeta gespielten Paul mit Anthony Hopkins als auch die Dynamik mit dem von Jaylin Webb gespielten Jonathan hat mir sehr gut gefallen. Da steckt sehr viel Herz, Wärme, aber auch im weiteren Verlauf ein bitterer Beigeschmack darin, der dem Coming-Of-Age-Drama das gewisse Etwas gibt. Der Film bildet gesellschaftlich hier eine Zeit wieder, die durchaus prägend für die Entstehung eines Staates ist, indem zum Beispiel ein Donald Trump Präsident werden konnte. Da passt es durchaus, dass sowohl sein Vater als auch seine Schwester (hier mit einem interessanten Cameo von Jessica Chastain dargestellt) einen filmischen Auftritt haben. Darüber hinaus bekommen wir durchaus mit, welche unterschiedliche Formen und Härten der Alltagsrassismus mit seinen Ressentiments in den vereinigten Staaten gegenüber jüdisch-ukrainischen Einwanderern als auch afroamerikanischen Bevölkerungsgruppen existieren und dass hier durchaus keine Chancengleichheit besteht.
„Zeiten des Umbruchs“ - My First Look – 8/10 Punkte.