Im Fahrwasser zahlreicher Buddy-Movies schwimmend, gibt es hier zwar den weißen und farbigen Cop als Team, ansonsten bewegt sich "Saigon" aber kaum in typischen Mainstream Gefilden. Eine ganz große Rolle spielt der Schausplatz, denn Regisseur Christopher Crowe (Stimmen im Dunkel, Robosaurus) wählte den Hexenkessel Saigon im Jahr 1968 als Kulisse aus. Während der Tet-Offensive brodelte es hier richtig und die amerikanischen Eindringlinge waren sich mittlerweile relativ klar, diesen Krieg nicht gewinnen zu können. Dementsprechend pessimistisch ist die Grundstimmung und in diesem Punkt läuft "Saigon" zur Hochform auf. Mit einem vielseitigen Score und nihilistischen Bildern gelingt Crowe ein atmosphärischer Touchdown und gleichzeitig eine kontinuierliche Bedrohung. Die Lage zwischen den US-Soldaten und den Einheimischen ist angespannt und könnte jederzeit explodieren. Genau dazwischen bewegen sich die beiden Militärpolizisten Buck McGriff (Willem Dafoe) und Albaby Perkins (Gregory Hines). Unterstützt von ihrem Vorgesetzten Dix (Fred Ward) versuchen sie eine Mordserie an Prostituierten aufzuklären. Bald ist klar, der Mörder kommt aus den eigenen Reihen.
"Saigon" ist kein Actionfilm, sondern ein Thriller mit etwas seichter Story. Buck und Albaby machen mit ihren Ermittlungen zwar Fortschritte, doch der Täterkreis ist zu klein. Dabei gehen die beiden Militärpolizisten alles andere als zimperlich vor, denn um an Informationen zu kommen, werden die potentiellen Verdächtigen nicht nur bedroht, sondern man tut ihnen auch Gewalt an. Dem vietnamesischen Polizeikommandanten Lime Green (Kay Tong Lim) schmeckt das überhaupt nicht, so dass er des öfteren eingreift. Crowe gelingt ein durchweg flüssiger Erzählstil und auch die Kritik an der Sinnlosigkeit des Krieges ist für ihn kein Fremdwort. Besonders die US-Truppen bekommen es teilweise dicke ab, Buck und Albaby werden zwischendurch auch mal mitten im Kriegsgeschehen ausgesetzt, um ihre Ermittlungen durchzuführen. Interessant und richtig grausam wird es mit der Einführung von Colonel Dexter Armstrong (Scott Glenn), der seine gesamte Menschlichkeit anscheinend verloren hat. Zeitweise wirkt "Saigon" verstörend und völlig desillusioniert, was die magere Story gut kaschiert.
Etwas enttäuschend ist nämlich die finale Auflösung des Täters, die man obendrein viel zu früh vorausahnen kann. Das Motiv wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen, hinzu kommt eine (fast) Lovestory zwischen Buck und der Nonne Nicole (Amanda Pays), die bei den Ermittlungen unterstützt. Doch Crowe kriegt die Kurve und punktet zudem mit gut platzierten Action-Intermezzos. Ob Verfolgungsjagden, ein kleiner Schusswechsel, oder ein plötzliches Attentat, die Sequenzen sind zwar kurz, aber brutal und gut gemacht.
Dabei ist der Cast auch nicht zu verachten, Willem Dafoe (Speed 2, Spiderman) und Gregory Hines (Mr. Bill, Eve 8) sind ein gutes Team. Sie verbindet eine Freundschaft, Streitigkeiten gibt es zwischen ihnen gar nicht. Wirklich herausragend agiert Scott Glenn (Extreme Justice, Backdraft) in einer Nebenrolle, der Wahnsinn des Krieges steht ihm ins Gesicht geschrieben. Fred Ward (Tremors, Remo) und Keith David (Zum Töten freigegeben, Sie leben!) komplettieren die glaubwürdige Riege.
Bis heute ist "Saigon" ein recht unbekannter und teilweise auch unterschätzter Film. Eigentlich schade, dass die eigentliche Story mit vielen Klischees daher kommt. Trotzdem ist dieser spannende und mit moderatem Tempo erzählte Thriller auf jeden Fall eine Sichtung wert. Die ungewöhnliche Kulisse, gute Darsteller und die Kritik an Vietnam sind mehr als gelungen.