Review

iHaveCNit: Mehr denn je (2022) – Emily Atef – Pandora Film Verleih
Deutscher Kinostart: 01.12.2022
gesehen am 02.12.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Eldorado - Parkett – Reihe 5, Platz 9 – 18:00 Uhr

Es ist schon eine gewisse Tragik, die sich ergibt, wenn man sich näher mit „Mehr denn je“ beschäftigt – dem neuen Film von Emily Atef – und durchaus einer damit verbundenen Klammer, die man um das Jahr 2022 legen kann. Anfang des Jahres Ende Januar kam der französische Schauspieler Gaspard Ulliel im Alter von 37 Jahren nach einem Ski-Unfall ums Leben. Und in „Mehr denn je“, der nun kurz vor Ende des Jahres im Dezember bei uns startet, ist Gaspard Ulliel in seiner letzten Filmrolle zu sehen – in einem Film, indem es auch um den Tod, das Abschiednehmen und das Loslassen geht.

Das Leben des Pärchens Helene und Mathieu könnte nicht schöner verlaufen – wäre da nicht eine medizinische Diagnose mit ihren endgültigen Konsequenzen, die beide zu existenziellen Entscheidungen zwingen wird. Jedoch weicht die Vorstellung Mathieus von Helenes ab, so dass sich Helene gegen seinen Willen zu einer Reise ins norwegische Saebo aufbricht, da dort ein Blogger lebt, der sie mit Bildern der dortigen Natur inspiriert und fasziniert.

„Mehr denn je“ ist ein sehr intimes, feines und leises Drama geworden, dass sein Thema sehr komplex, tief und ambivalent verhandelt – auch teils ohne große Worte und Gesten. Klar könnte der Film hier durchaus die ein oder andere Emotion erzwingen, er tut es aber nicht was durchaus für mich auch sehr gut gewesen ist. Klar kommt es auch zu der ein oder anderen emotionalen und dramatischen Spitze, die durchaus zwingend für die Verarbeitung der inneren Konflikte notwendig gewesen ist. Tragisch und zeitgleich wunderschön kann sowohl das filmische Setting in Norwegen als auch das Schauspiel von Vicky Krieps sowie Gaspard Ulliel und Björn Floberg als atemberaubend bezeichnet werden – gerade wenn es hier um eine atemberaubende Krankheit geht. Und wie so oft bei wichtigen Konflikten und Entscheidungen braucht es einfach die notwendige Ruhe und Abgeschiedenheit, damit man die für die wichtigen Themen die Luft zum Atmen und einen klaren Kopf bekommt – selbst wenn einem am Ende genau diese Luft fehlen wird.

„Mehr denn je“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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