Review

"We should go Old Mexico." - "Old Mexico ain't that old." - "It's old." - "In what context would you consider it old?" - "It's in the title, Old Mexico."
Ausgerechnet der stets und ständig totgesagte Western erfreut sich als Genre im DtV - Milieu, mehrere Klein- und Kleinstfilmer, die dem Bestreben nach dem Aufrechterhalten der ureigen amerikanischen Filmgattung seit Jahren nachgehen und emsig den Einzelgänger mit den Sporen an den Füßen und dem Cowboyhut auf dem Kopf ergründen. Teilweise fallen dabei – unterstützt möglicherweise durch den 'Fernseherfolg' der Modernisierung Yellowstone – sogar Produktionen ab, die eine ganz erstaunliche Besetzung aufweisen und wo die Namhaften in den Castangaben auch die eher Missliebigen und Unwilligen außerhalb der Prärie erreichen; A Tale of Two Guns ist einer dieser Erzeugnisse, da blinkt nicht nur der Sheriffstern, sondern die Darstellerliste mit:

Nach der Begegnung mit 'The Cowboys', der Verbrecherposse von Abel Cruz [ Casper Van Dien ] und McKlusky [ Jake Busey ], hat United States Marshall Terrence McTeague [ Tom Berenger ] mit dem Ableben seines Deputy nicht nur einen Gefolgsmann in den eigenen Reihen weniger, sondern auch eine Schussverletzung davon getragen, die ihn für die nächsten Wochen etwas an der Ausübung seines Berufes hindert; zumindest hindert sie ihn daran, den flüchtigen Cruz zu verfolgen. Deswegen heuert er den Durchreisenden und sich speziell für den Job bewerbenden Artemis Hollinger [ Ed Morrone ] an, der sich zuvor schon bei entsprechenden Aufgaben bewährt hat. Hollinger macht sich auf die Fährte durch das Land, will Cruz von dem 'erworbenen' Geld ein Terrain im Apachenland von Captain Matthias Granger [ Judd Nelson ] kaufen, anstatt auf den Ratschlag seiner Freunde Bill [ Jeff Fahey ] und Junior [ Danny Trejo ] zu hören, die ihn lieber im Norden oder in Old Mexiko sähen täten.

"In this land, you're one quick draw away from either being a lawman, or an outlaw."
Neue Bilder erschafft der Film von Genrespezialist Justin Lee natürlich nicht, erwartet aber auch ernsthaft keiner. Da wird mit den Steifeln auf der Veranda im Stuhl in der Morgensonne geruht oder mit wässrigen Augen anteilslos (oder vielleicht auch vielsagend) in die Weite der Landschaft geblickt, der Hut enger ins Gesicht gezogen und die Lippen aufgrund der glühenden Hitze geschürzt. Da man nicht richtig aufpasst ist dann auch schnell die Waffe im Anschlag, eine falsche Bewegung und die Aasgeier erledigen den Rest. Bald zieht der Pulverrauch über die brüchige Bonanza hier, ein freudiges Kirmesschießen, wird der Sechsschüsser geladen und fleißig durchgezogen, das sieht ein wenig aus wie die Karl-May-Festspiele auf Rathen oder in Bad Segeberg. Einen von den vielleicht sechs Namhaften, dem Dreckigen halben Dutzend hat man da übrigens schon in die ewigen Jagdgründe geballert, da stand man doch zu dicht zum Verfehlen, war das Tor frei quasi und wurde der Schuft trotz steifer Hüfte und fortgeschrittener Arthritis mit einem Blattschuss erledigt; der Scherge mit seinem kurzen Cameo taucht schon im folgenden Vorspann nicht mehr auf und war nur für das Intro anwesend.


"You came all the way out here just for me?" - "That is correct." - "Why didn't you just shoot me in the saloon?"
Marshall Berenger ist hier vielleicht so alt wie John Wayne in Der Marschall, vielleicht etwas dünner, aber ebenso eingerostet und bestimmt nicht lebendiger; da Berenger die Hauptrolle macht (bzw. dazu proklamiert wird), wird der Film hier nicht zum Jungblut, sondern zum Spätwestern, "the end of an era", Eile mit Weile, in der Ruhe liegt die Kraft. Beschleunigung und Ansporn darf man dabei nicht erwarten, wird eher die Routine gepflegt, das Gespräch, Kommunikation voll Verzögerung und vorgeblich Bewusstsein, das Tempo Tempo sein gelassen und lieber Natur, Dekoration und die Gesamtumgebung zelebriert. Der Editor ist auch der Kameramann, der liebt seine Aufnahmen, in den stillen Momenten funktioniert die Inszenierung sogar, sobald mehr Menschen anwesend sind, beim Gang in den Saloon zum Beispiel, sieht man aus und wirkt vor allem auch tatsächlich wie beim Fasching, alle in Verkleidung, dazu ein paar Utensilien aus dem Fundus, in den Dialogen mit einigen Sprachwendungen und speziellen Wörtern auf alt und auf knarzig getrimmt. Manchmal wird auch nur geredet, um zu reden, um die Zeit zu füllen, auffällig ist da auch, dass die Darsteller (mit Absicht) nicht richtig den Mund aufbekommen und sich am Akzent und Dialekt probieren.

"I ask that you come with me peacefully as to avoid any bloodshed. More importantly, so I don't have to drag your body through miles and miles of hard terrain. The stink on you alone is gonna attract every wolf, mountain cat, and fly for over a hundred miles."
Demnach, Mühe gibt man sich schon, das Geschriebene hat ein paar Ideen und generiert sich nicht bloß am Shoot ’Em Up, sondern diskutiert darüber; das DtV-Genre ist sowieso am Darben, da sind ein paar schäbige Holzbauten und viel frische Luft bei hiesigem Update von den Sonntagmorgen Fuzzy-Western schon angenehmer anzusehen als irgendwelche Straßenghettos. Selbst um eine Art Realismus ist man bemüht, trifft man bei weitem nicht beim ersten Schuss, schon gar nicht aus der Entfernung, sondern gewinnt meist nur der, der am dichtesten herankommt, und dann noch eine Kugel über hat und die richtige Sekunde abpasst. Der Protagonist wird nicht dämonisiert, im Gegenteil, der Film vermeidet ausdrücklich schwarz und weiß, zeigt die Verfolgung und Bestrafung eines Mannes, der jetzt ein neues Leben anfangen will und jetzt nichts Falsches macht, für die Taten von früher. Manche der Cowboys sehen sogar relativ fotogen aus. Der eine 'Indianer' ist eher albern und zum Glück nach einem Zweikampf mit der Streitaxt auch schon wieder hinüber.

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