Review

Von einem bislang eher unbekannten bzw. nicht wirklich geläufigen Drehteam, darunter einem zuvor vermehrt als Darsteller vor der Kamera selber inszenierter Thriller als Kleinauskopplung in den örtlichen Kinos; dort trotz oder mittlerweile auch wegen der Mitarbeit von Gerald Butler her reduziert laufender, aber sich angenehmerweise auch selber so verhaltender Film. Die Ausgangsidee mag vielleicht noch reißerisch sein, die Herangehensweise ist jetzt nicht per se subtil, aber verzichtet auf größere und möglicherweise unpassende Spektakel, darin eingeschlossen auch wilde Aktionszenen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Unsicherheit des Ausgangs und Unsicherheit der Hauptperson, die quasi das Gegenstück zu der quer durch das Land und allein (zu ihren Eltern) reisenden Frau aus John Hyams' Alone (2020) darstellt; die männliche Ergänzung, die die Figur dort (nicht mehr) hat (und auch nicht braucht), hier aber trotz eigener Unberechenbarkeit und Unwägbarkeit durchaus hilfreich sein kann und eventuell auch ist:


Aufgrund diverser Schwierigkeiten in der Beziehung möchte die nervlich auch angeschlagene Lisa Spann [ Jaimie Alexander ] eine Auszeit von ihrem Ehemann Will Spann [ Gerard Butler ] und diese bei ihren Eltern Anna und Barry Adams [ Cindy Hogan und Bruce Altman ] verbringen; auf Wunsch fährt sie Will auch in ihre frühere Heimatstadt und gleichzeitig den Kindheitsort nach Emerson, Georgia zurück. Beim letzten Rast verschwindet die junge Frau allerdings plötzlich, sie will keinem aufgefallen gewesen sein, die Videoanlage der Parkstätte soll nicht funktionieren und der Ehemann wirkt auf den schnell herbeigerufenen Detective Roy Paterson [ Detective Paterson ] reichlich überreizt.

Von dem Ende her fängt man scheinbar an, der tatsächlichen oder der möglichen Auflösung, mit dem Umsetzen von Gewalt, zum Herausfinden einer Wahrheit und zum Rekapitulieren einer Prämisse, die 8h zuvor beginnt. Auch der Anfang ist ohne wirkliche Idylle, es ist kein harmloser Urlaubsausflug wie bei Breakdown (1997), oder bei dem mysteriösen Dying Room Only (1973), die Musik (ein trällernder Liebessong) im Radio stört die Frau, die Wortwechsel sind sichtlich funktional, das eigentlich Wichtige wird nicht ausgesprochen und kann es vielleicht auch nicht oder es gibt sowieso nicht die richtigen Worte oder es ändert sowieso auch nichts. Der (angenehm unangenehm, ein wenig aus der Zeit gefallen wirkende) Film beginnt so grimmig wie Butler sein Gesicht zieht, wettergegerbt, geht so körperlich kräftig vor, wie die Hauptfigur des Mannes gebaut ist und wie er bald auch direkt vor und auf die Suche geht.

09:30h ist man an der Raststätte, eine Tankstelle mit anliegendem Shopping, die Gegend durchaus bevölkert, in der Optik grob und grau bis farblos, aber landschaftlich mit Ausblick. Eine Minute später ist die Handlung schon im Gange, narrativ abgespeckt, ein Spurlos (verschwunden) in der Aufbereitung und der Variation, ein Roadthriller mit bewährter Grundidee, ein Navigieren per Autopilot quasi, mit mancherlei psychischen Momenten (die Unruhe, die Unsicherheit, die zunehmende Nervosität) und viel auch der Physis gespickt. Manches ist dabei durchaus gut geschrieben und auch gescheit eingefangen und gespielt, die zunehmende Verzweiflung bis das Hineingeraten in die Aggression, manches wirkt wie künstlich aus den Fingern gesogen und verkrampft auf Verzögerung und Dramatik getrimmt: Die seltsam agierenden Schwiegereltern; und es gibt Rückblenden zur Beziehung des Ehepaares, und es gibt unnötige Befragungen der Polizei, "Where are we going with this?" und "I don't get the relevance of this." und "Why are we wasting time here?", womit Butler dem Publikum desöfters mitten aus der Seele spricht. Die Verzweiflung und Entnervung des Agierenden angesichts seiner Mitmenschen, die nicht verstehen und nicht 'kooperieren' ist übertragend auf den Zuschauer, ein Wechselbad der Gefühle, die mal positiv und gerne auch mal negativ gehalten sind.

Ein Albtraumland Amerika, abseits der Großstadt, irgendwo im Nirgendwo, die Menschen agieren nicht miteinander und tun seltsame, häufig sich widersprechende Dinge; hier in dem Fall sind das auch die Inszenierenden hinter der Kamera, der Autor des Ganzen, der die Handlungen ausdenkt und aufschreibt, der Regisseur, der dies umsetzt und das Hapern der Umsetzung, das zunehmend Gequälte der Veranstaltung nicht bemerkt. Vorgegangen wird nach der (längeren, aber routiniert gekonnten) Einleitung zuweilen auf Biegen und Brechen, stur und stoisch, verschwitzt und verschmuddelt, sandig und staubig, ein Treiben mit vielen 'fucks', einer Rauferei in der abgewrackten Messibude und dem baldigen Greifen zu Schieß- und Stemmeisen. Mit dem Kopf voran durch die Wand, ein Anrennen gegen die Mühlen der Bürokratie aber auch, ein 'Technically, there's no crime.', was der Noch-Ehemann anders sieht und weswegen es den Film dann überhaupt erst gibt. Ein Rennen gegen die Zeit, irgendwann ist man auch auf der Flucht, später wird's dann ordentlich crazy, taucht man aus der letzten Zivilisation ab und repetiert Beim Sterben ist Jeder der Erste, dann mit Trailerpark-/Schrottplatz-/und Drogenhöllenfeeling.

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