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Der Ausruf des maximalen Entsetzens über eine prekäre Situation ist wohl jedem bereits zig Mal über die Lippen gekommen. Sei es, dass man auf einem freien Feld steht, auf dem sich soeben eine Windhose gebildet hat oder feucht erwacht, weil von der Schlafzimmerdecke Wasser aus dem Bad drüber tropft oder man auf ein Stauende auf der Autobahn zurast. Etwas wörtlicher zu nehmen ist die Floskel bei dem Kammerspiel des Langfilmdebütanten Lukas Rinker.

Architekt Frank (Thomas Niehaus) erwacht benommen und schwer verletzt in einem umgekippten Dixiklo. Sein rechter Unterarm wurde von einer Gewindestange durchbohrt und schränkt seinen Bewegungsradius ein, das Mobiltelefon liegt in der Kloake und das Toilettenhäuschen scheint von außen verriegelt, - weil in weniger als 35 Minuten eine Sprengung des Areals ansteht…

Danke Herr Rinker, es dürfte eine Weile dauern, den Ohrwurm „Ohne Dich“ von der „Münchner Freiheit“ abzuschütteln, der hier gleich zu Beginn im Kontext mit einer (natürlich strippenden) Mica Schäfer eingesetzt wird und auch den Abspann begleitet. Ansonsten befindet man sich mit Hauptfigur Frank sogleich in einer wahrlich beschissenen Situation, welche die Kamera überaus effizient einzufangen weiß. Zumal der arg begrenzte Raum nicht allzu viele variable Blickwinkel zulässt.

Not macht bekanntlich erfinderisch und obgleich Frank unter anderem auf den Kopf gefallen ist, gibt er sich kämpferisch dem Überlebenskampf unter Zeitdruck hin, während ausschließlich die Akustik für Hintergrundgeräusche eines Bürgermeisters (Gedeon Burkhard) bei einer Veranstaltung mit Blaskapelle als auch für kurze Flashbacks sorgt. Somit bleibt die Konzentration auf Frank durchgehend gewahrt und dennoch gesellen sich schrittweise Hintergrundinformationen hinzu, da der Architekt natürlich nicht ganz zufällig in diese Situation geriet.

Niehaus spielt quasi um sein Leben und überzeugt zu jeder Zeit, indem er seine Figur authentisch rüberbringt, während ihm Fortschritte als auch Rückschläge sogleich Empathie einbringen und ein Mitfiebern latent gewährleistet ist. Die Splattereffekte (eigentlich ist es nur einer, aber der wird auf viele erdenkliche Weisen immer wieder in seiner Bandbreite und Tiefe veranschaulicht) sind fast durchweg handgemacht und überzeugend ausgefallen. Nicht zuletzt sind auch Score und Sounduntermalung optimal abgestimmt.

Leider driftet die Chose zum Finale arg ins Groteske ab, als sich die Ereignisse überschlagen und einige Randfiguren mehr oder minder aktiv ins Geschehen eingreifen. Mit der Konzentration einzig auf Frank ist deutlich mehr Spannung gegeben, als gegen Ende etwas zuviel konstruiert wird. Zudem hätte dem Stoff eine leichte Straffung gut getan, obgleich sich kleine Längen in Form leicht surrealer Einlagen in Grenzen halten.

Somit ist das Spielfilmdebüt von Lukas Rinker beileibe kein Griff ins Klo, denn aus der simplen Prämisse holt er handwerklich als auch darstellerisch recht viel heraus. Der mit zynischen Einlagen angereicherte Überlebenskampf fällt zuweilen recht blutig, logischerweise dreckig und phasenweise überraschend dynamisch aus und vermag trotz zu starker Übertreibungen beim Showdown ein durchaus positiven Gesamteindruck zu hinterlassen.
7 von 10

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