Review

Die Rückkehr von Tibor Takács zum 'Action'genre zeichnet ein wenig das Dilemma des derzeitigen Zustandes dieser speziellen Gattung Film, Herkunft Direct to Video bzw. Video On Demand auf: das Geld sitzt mittlerweile alles andere als locker, es ist im Grunde nichts mehr oder zumindest nicht mehr viel zu holen, demnach ist auch nichts oder wäre es unsinnig, darin viel zu investieren. Takács war schon immer für preisgünstige Erzeugnisse bekannt, hat sich spätestens in den (damals seligen) Neunzigern auch durchaus einen Namen mit bspw. Viper - Ein Ex-Cop räumt auf (1994) und Sabotage - Dark Assassin (1996) sowie (möglicherweise) Deathline (1997) und Sanctuary (1998) einen bis heute (für die Nimmermüden und Nostalgiker) nachhaltigen Ruf gemacht, kann hier und dies trotz dreier auch durchaus geläufiger Namen in der Darstellerriege allerdings nicht einmal im Trailer antäuschen, dass der Film eventuell Schauwerte beinhaltet. Ein Kleinklein von vornherein, früher als Fernsehfilm irgendwo nachts im Kabel unter ferner liefen versteckt gewesen, heute vielleicht nicht gleich Marktführer in dem Bereich, aber wider besseres Wissen dennoch in die Aufmerksamkeit gerutscht; weil die Konkurrenz sowieso rar und meist auch noch ärmlicher ist:


Las Vegas, Nevada. Der ehemalige Inhaftierte und jetzige Fahrdienstleister Nick Thompson [ Cam Gigandet ] braucht dringend Geld für die Krankentherapie seiner Tochter Emma [ Melissa Diaz ], weswegen er zusammen mit seinem technischen Assistenten Xander [ Benjamin Abiola ] einen Plan austüftelt, mit der Vortäuschung eines scheinbar simplen Banküberfalls an einen hohen Betrag an Kryptowährung heranzukommen. Für die Mannschaft und die Handlangertätigkeiten weiht er schweren Herzens Jack [ Randy Couture ], den neuen Freund seiner ehemaligen Flamme Veronica [ Michele Plaia ] ein, welcher auch die Unterstützung in Form von bspw. Willis [ Ryan M. Shaw ] und Jerry [ Rafael Cabrera ] heranschafft. Der Überfall gelingt, hat aber auch einen Toten zur Folge, was spätestens dann die Aufmerksamkeit von Detective Cooper [ Louis Mandylor ] und Partner Detective Owens [ Texas Battle ] zur Folge hat.

"People will be looking for that case. And for you, okay? We start really hurting people, the cops are gonna take a keen interest as well. It "s just heat we don"t need."
Präsentiert von Saban, produziert durch u.a. Premiere Entertainment – die auch den 'Nachfolger' von Takács und Gigandet, namentlich Black Warrant gestemmt haben und Shrapnel, mit Jason Patric und ebenfalls Gigandet – und finanziert durch Bondit Media Capital (deren Logo mit einem Gutteil der letzten Bruce Willis Werke auftauchen), der eigentliche Hauptdarsteller wird als 'and' und letzter in den Credits genannt, die mit Couture und Mandylor beiden anderen Namhaften zu Beginn und als Executive Producer. Einfallsreich ist auch die Dramaturgie, welche erneut vom Ende her anfängt, sich auf möglichst einfachste Art und Weise in das Interesse des Zuschauers und vielleicht auch für den sichtlich verletzten Fahrer des deutlich schlingernden und bald von der Polizei verfolgten Wagens drängt. Was zuvor geschah und was danach noch kommt, erfährt man in den folgenden 90min; es sei denn, man hat jetzt schon ausgemacht und abgeschaltet und dem Film schnell jede Chance auf Rehabilitation genommen.

Eine Chance auf Genesung oder zumindest faire Behandlung will auch der Protagonist hier, nicht für sich, sondern für seine kranke Tochter, was im Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dem Land der fehlenden Absicherung im Gesundheitswesen nicht so einfach und nur für gutbetuchte geltend ist. Vom Krankenhausbett und dem Engelhemd führt der Weg direkt in die Armut quasi, oder und wie dies hier in die Kriminalität; ein Drama mit (lange anhaltenden, nicht erst seit heute bekannten) Aktualitätsbezügen und etwas dem Finger in die emotionalen Wunden, die Optionen sind ausgegangen oder waren nie vorhanden, die Fühler nach dem dringend benötigten Geld für die Behandlungskosten sind ausgefahren und der Blick in die Illegalität bereits gestreckt.

In und um Vegas spielt das, die Sonne brennt, der Platz ist trocken, jeglicher Schatten ist künstlich und für etwas lindernde Abkühlung oder gar Reichtum muss man ins Casino und muss man mit der Mafia pokern und (mit den Unzulänglichkeiten diverser anderer Kleinkrimineller) zocken. Es gibt eine Vorbereitung, es gibt einen Plan, es gibt eine Besprechung und eine Ausführung; Theorie und Praxis dabei nicht deckungsgleich, und der Banküberfall dann auch das Ereignis, wo nach einiger Anlaufphase alles in die Brüche und alles in die Binsen und vielleicht in das Tempo und in die Vollen und in die Sparvariante, die Schmalspurversion vom Parker (2013) respektive den anderen offiziellen Bearbeitungen wie Payback (1999) geht. Ein Toter in der Bank, ein scheinbar Toter in der Wüste, dazu Drogen, Klunker, eine Villa mit Pool als Rückzugsort, die Ereignisse werden als Füllmaterial eher ausschweifend gezeigt statt nur vorübergehend angedeutet. Von den jeweiligen Bildern her geht das auch in Ordnung, Takács hat die Sache in der Hand und die Erzählung im Griff; es passiert bloß nichts Aufregendes in der altbekannten Geschichte selber und es wird auch mit Aktion gegeizt bzw. keine geboten und nichts gezeigt. Es wird ein wenig durch die Gegend gefahren, zwischen Hospital und Polizeirevier (auf der Suche nach jemanden, der sich nicht versteckt) herumgekurvt. Es wird viel geredet, ein absolutes Messihaus besucht, 1x mit, 1x ohne Schusswechsel, und eine Foltereinlage, vergleichbar etwa mit der drögen Ansicht des Filmes präsentiert.

Details
Ähnliche Filme